Einige der schwerer gestörten Patient:innen, die ihren Körper als überwiegend fremd erleben, haben im Säuglingsalter Zusammenbrüche (Winnicott, 1991 [1974]) erlitten, in deren Folge auch ihr Körper psychisch nur unzureichend integriert wurde. Wie zeigt sich das in der psychoanalytischen Situation? Wie kann der Körper in den Deutungsprozess einbezogen werden? Mit welcher Behandlungstechnik können Zustände, die noch keine Transformation ins Psychische erfahren haben, im Verlauf einer Psychoanalyse aufgegriffen werden? Die Autorin stellt einige konzeptuelle Überlegungen und Theorien dar, die sich diesem Themenbereich annähern, und zeigt behandlungstechnische Vorschläge aktueller psychoanalytischer Autor:innen auf. Dann geht sie den genannten Fragen in ihrer Darstellung der langjährigen hochfrequenten Psychoanalyse eines Patienten nach, dem sein Körper zunächst ein Fremder war.
Ein im März 2020 wegen der Infektionsgefahr durch das Covid-19-Virus abrupt erfolgter zwischenzeitlicher Wechsel vom klassisch-analytischen Setting in insgesamt vier Stunden einer Videosprechstunde führte zu einem psychischen Absturz der Patientin. Anhand ihres Nachttraums nach der ersten Videobegegnung, den Assoziationen dazu, der die Traumerzählung begleitenden träumerischen Elemente in der Rêverie und der Gegenübertragung der Analytikerin wird der Versuch unternommen, herauszuarbeiten, in welchem Zusammenhang die Umstände des Videosettings mit dem Absturz der Patientin stehen. Klinisch und am Modell der Alpha-Funktion stellt die Autorin Einschränkungen der körperlichen Gegenübertragung und der Kommunikation von Unbewusst zu Unbewusst in dem virtuellen Setting dar. Die in der Videobegegnung nur eingeschränkte Qualifizierung von β-Elementen durch die Alpha-Funktion geht mit einer ungenügenden Ausbildung von Prä-Konzeptionen einher, die dadurch von der Analytikerin nicht intuierbar sind und keine Realisierung erfahren, sodass ihre psychische Transformation ausbleibt. Die Patientin, die sehr darauf angewiesen war, dass die Analytikerin sie hielt, insbesondere indem sie die protoemotionalen Verfassungen der Patientin in sich aufnahm und darum bemüht war, sie in psychisches Erleben zu übersetzen, erlebte die Unfähigkeit der Analytikerin, in diesem Setting wie zuvor zu arbeiten, als ein Fallen-gelassen-Werden.
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