Zusammenfassung Der folgende Beitrag beinhaltet neben einer kurzen historischen Rückschau auf die Entwicklung von Wohnungsnot und Wohnungslosenhilfe in Schweden aktuelle empirische Daten zum Problemfeld. Es werden sowohl Befunde der schwedischen Regierung als auch der kommunalen Ebene vorgestellt. Neben definitorischen Problemen und den Ursachen und Strukturmerkmalen von Wohnungslosigkeit werden das Hilfesystem und gegenwärtige Reformbestrebungen untersucht. Der Beitrag basiert auf Experteninterviews, die im Rahmen eines Austauschprojekts 2007 und 2008 in verschiedenen Sozialen Diensten, überwiegend jedoch in Göteborg und Malmö, geführt wurden. Auch Dokumente der Städte, Sozialer Dienste und der Regierung wurden analysiert. Im Ergebnis zeigt der Beitrag, dass Wohnungslosigkeit in Schweden seit den 1990er Jahren als ein wachsendes soziales Problem anerkannt ist. Gleichzeitig war in Schweden seit dem Ende der 1990er Jahre ein ökonomisches Wachstum und eine rückläufige Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Sozialpolitisch wird auf die neue Wohnungsnot aber offenbar weniger strukturell, etwa über sozialen Wohnungsbau, sondern eher individualisierend mit sozialarbeiterischen Maßnahmen reagiert, insbesondere mit einem sozialarbeiterischen Stufenmodell. Hinsichtlich des Ausmaßes von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit nähert sich dieses Problem in Schweden dabei der aktuellen Situation in Deutschland an. Unterschiede finden sich jedoch in der Struktur des Hilfesystems. Die Analyse zeigt schließlich, dass der schwedische Wohlfahrtsstaat im Bereich bedürftigkeitsgeprüfter Leistungen der Grundsicherung und der Sozialen Dienste eben doch nicht so „armutsfest“ ist wie im Fachdiskurs häufig angenommen wird.
Der Beitrag zeichnet aus politikgeschichtlicher Sicht das liehen und Wirken von Gustav Möller nach, einem nichtigen Vordenker der schwedischen Sozialdemokratie zwischen den 1920er und 1950er Jahren. Ziel ist es, die Bedeutung des ehemaligen Parteisekretärs und Sözialministers für den sozialdemokratischen Pfad von Wohlfahrtsstaatlichkeit – auch im Kontext der heutigen Theorie- und Reformdebatten – zu würdigen. Es wird gezeigt, dass die Kindheit im Armuts- und Arbeitermilieu von Malmö ebenso wie spätere programmatische Einflüsse der dänischen Sozialdemokratie einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung seiner Grundideen einer generellen Wohlfahrtspolitik hatten. Der von Gustav Möller als Sozialminister zwischen 1924–1926 und 1932–1951 eingeleitete Ausbau sozialer Grundsicherung macht deutlich, dass ihm eine herausragende Bedeutung als Vordenker eines „universalistischen Wohlfahrtsstaates“ sowohl in Anlehnung als auch in Abgrenzung zum britischen „Beveridge-Plan“ zukommt. Die heute als „Möller-Linie“ bezeichnete Variante sozialpolitischen Denkens ist in praktischer und theoretischer Hinsicht als zentrale Grundlage für die spätere Unterscheidung zwischen universalistischer und selektivistischer Wohlfahrtpolitik nach Richard M. Titmuss (1967) einzustufen.
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