V. Brehm (Lunz) imd R. Woltereck (Seeon).Mi t 22 Ahbilclungen auf Tal'eln 1-3.
I. Einleitung.Nachdem die iibrigen Cladoceren der Expedition durch einen von uns (B.) bereits im Artikel XVI des Expeditionsberichts beschrieben wurden, folgen jetzt noch einige Mitteilungen uber die Daphnien der Seen von Tibet, ICashmir und Sudindien (Nilgiri hills). Die Daphnien von Nordindien und Tibet verdienen eine spezielle Behandlung, nicht nur, weil sie mehr als andere Cladoceren den Cherakter des Planktons bestimmen, und nicht nur, weil aus so hoch gelegenen Seen (4000 bis iiber 5000 m) noch sehr wenig uber Daphnien bekannt ist, sondern aus einem sehr allgemeinen t i e r g e o g r a p h i s c h e n Grunde.Wrhrend friiher die Ansicht verbreitet war, die Daphnien seien im hohen Norden entstanden und durch die Eiszeit nach Mitteleuropa, Mittelasien, Nordamerika usw. verfrachtet, wird jetzt, nachdem man ihr Vorkommen in fast allen Teilen der Erde studiert hat, die Annahme vertreten, z. B. durch Wagler'), daB die Daphnienin Z e n t r a la s i e n entstanden seien, ahnlich wie das fur manche andere Tiere und viele Pflanzen gelehrt wird. Nun finden sich im Untersuchungsgebiet der Yale-Northindia-Expedition urspriinglich geformte Vertreter von drei Formenkreisen, deren jeder aul3er der einfachen (,,typischen") Grundform des Daphnidenkarpers hochst extrem gestaltete Formen aufweist. Diese Extreme, welche die Daphnienform gleichsam verzerrt wiedergeben, leben weit entfernt von dem zentral-asiatischen Seengebiet. Es sind die hochhelmigen Rassen 1. von Daphnia longispina und cucullata in Nordasien und Nordeuropa, 2. die ebenso stark abgeanderten Daphnia pulex parapulex (retrocurva usw.) in Nordl ) E. Wagler: Die Systematik und geographische Verbreitung des Genus Daphnia . . . Arch. Hydrobiol. 1936. Internat. Rev. d . Hydrobiol. 39. 1 2 V. Brehm und R. Woltereck amerika und 3. die noch mehr aberranten Daphnia cephalata, gibba usw. in Siidostasien, Siidaustralien, Sudafrika2). Diese drei Extremformen sind durch Zwischenglieder verbunden mit den einfach gestalteten Daphnien des Untersuchungsgebietes der Yale-Expedition : die erste mit Daphnia longispina des ,,primitiva"-Typus, die zweite mit der gewghnlichen Daphnia pulex, die dritte mii ebenso ,,primitiv" gestalteten Vertretern der Magnaund zumal Carinata-Gruppe. Dazu gesellt sich in den htichstgelegenen Seen die auf Tibet beschrankte Daphnia tibetana (Sars). 11. Die gefundenen Daphniaarten und ihr Vorkommen. Daphnia tibetana (G. 0. Sars) in den folgenden Seen: 1. im Panggong Tso in Ladak, 4241 m hoch3), brackiges Wasser. GroSer und schmaler See von etwa 63 km Lange. Tiefe bis 47,5 m gelotet, aber wahrscheinlich tiefer. Oberflachentemperatur am 3. Juli 1932 8,790. Chlorzahl an der Oberflache 3,59, pH 9,35. Oligotroph mit etwas Oocystis und wenig Cyclotella. Zooplankton besteht nur aus D. tibetana und Cyclops ladacanus (Kiefer). Die Daphnien bevorzugen das flache Wasser; im tieferen Wasser sammeln sie sich zwischen 5 und 18m. 2. in einer Lagune nahe dem Ufer des genannten Sees, ebenfalls in ...