ZusammenfassungWenngleich ein prozessorientierter Schreibunterricht mit Feedback in Überarbeitungsphasen insbesondere mehrsprachige Lernende beim Schreiben unterstützen kann, ist bislang wenig über entsprechende Unterrichtspraktiken und ihren Einfluss auf Textqualität bekannt. Daher gibt dieser Beitrag Einblicke in gängige Schreib- und Feedbackpraktiken und analysiert unter Einbezug migrationsbedingter Mehrsprachigkeit und weiterer herkunftsbezogener Merkmale, inwieweit diese Praktiken Unterschiede in der Textqualität erklären können. Die Untersuchung unserer Stichprobe von Lernenden an nichtgymnasialen Schulformen in Klasse 9 (N = 208) deutet darauf hin, dass die meisten dieser Lernenden im Deutschunterricht wöchentlich Texte schreiben, allerdings seltener Feedback zum Schreiben erhalten. In Bezug auf die Qualität des Feedbacks konnten keine Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen unterschiedlichen Lernendengruppen gezeigt werden, wenngleich Lernende mit Migrationshintergrund sowie speziell Lernende mit anderen Familiensprachen als Deutsch die Fähigkeit ihrer Eltern im Fach Deutsch zu unterstützen als vergleichsweise gering einschätzen. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zeigen, dass wahrgenommene Feedbackqualität (basierend auf Kriterien lernförderlichen Feedbacks) und Feed Forward (also spezielle Hinweise zur Textentwicklung) einen signifikanten Anteil an Varianz der Textqualität vorhersagen, wobei die Ergänzung der Feedbackhäufigkeit das Modell nicht verbessert. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Relevanz von Feedback für die Textqualität, wobei diskutiert werden kann, inwieweit die allgemeine Feedbackqualität wichtiger ist als die Feedbackquantität. Zusätzlich zeigen Simple-Slope-Analysen, dass Lernende mit Migrationshintergrund unter Kontrolle weiterer personen- und herkunftsbezogener Merkmale nicht von Feed Forward zur Textentwicklung profitieren. Zwar sind gerade Lernende mit Migrationshintergrund auf Feedback angewiesen, um fehlende familiäre Unterstützung auszugleichen − das Feed Forward müsste aber vermutlich besser an die Bedürfnisse dieser Lernenden angepasst werden, um wirksam zu sein.
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