L Begriffsbestimmung, ttistorisches und Allgemeines. Unter Kolloidreaktionen des Liquor eerebrospinalis verstehen wir jene Untersuehungsmethoden, bei denen es durch geeignete Untersuchungstechnik gelingt, kiinstliche kolloidale LSsungen dureh Einwirkung des Liquors zu veri~ndern, diese Veri~nderungen sichtbar zu machen und kurvenm~I~ig aufzuzeiehnen. Der Name hat sieh nur fiir d i e s e Form von Reaktionen eingebiirgert, nicht aber fiir jene, bei denen durch ein kSrperfremdes Reagens liquoreigene Kolloide zur Fi~llung und Sichtbarmachung gebraeht werden, wie z. B. bei Phase I, der We i c h b r o d t schen Reaktion u. i~. Ob sich die Kolloidreaktionen in der heutigen Form aueh fiir andere KSrperfliissigkeiten eignen, ist noeh nicht genfigend untersucht. Fiir die Untersuchung des Blutes sind sic in der bisherigen Form jedenfalls nicht diagnostisch verwendbar; doch werden Versuche, die ich in dieser Arbeit verSffentliche, zeigen, dal3 wir Hoffnung haben kSnnen, dal3 die Untersuchungsmethoden mit kSrperfremden Kolloiden auch ffir die Untersuchung des Blutes eine Rolle spielen diirften **). Es ist das Verdienst yon Carl Lange35) 36) im Jahre 1912, die kolloidale GoldlSsung in die Untersuchungstechnik des Liquor cerebrospinalis eingeffihrt und zugleich das Modell einer Versuchsmethodik gefunden zu haben, die sich in ihren Grundziigen bei den meisten anderen Kolloidreaktionen wiederfindet. Seither sind viele Versuche gemacht worden, andere kolloidale LSsungen der Liquordiagnostik zugi~nglich zu machen, so die Mastixsuspension nach E m a n u e l sowie J a c o b s t h a l und K a f k a , die BerlinerblaulSsung nach B e c h h o l d *) Nach dem Stande yore 15. VIII. 1921. **) Mayr (Arch. f. Dermatol. u. Syphilis 134, 243. 1921) behandelt dieses Gebiet.
Die bisherigen Erfahrungen mit der Mastixreaktion, die von E m a n u el eingeführt, von J a co b s th al und K afk a weitgehend modifiziert worden ist, haben uns gezeigt, daß wir in ihr eine äußerst brauchbare und entwicklungsfähige Untersuchungsmethode des Liquor cerebrospinalis besitzen. Die &cht so große Empfindichkeit der Mastixversuchsiösung gegenüber der Goldsollösung macht die Vermeidung von technischen Fehlern leichter, ermöglicht anderseits, mit höheren Salzkonzentrationen zu arbeiten und so die Ergebnisse mit der üblichen Methodik dem Optimum näherzubringen.Dieses Ziel schwebte uns vor Augen, als wir mit Verbesserungen der Mastixreaktion ständig beschäftigt waren. Zwar stellte die Modifikation nach J a c o b s t h a I und 1< a f k a eine Etappe dar, die diagnostisch recht befriedigende Ergebnisse brachte. Den Praktiker aber, der gewöhnt war, die Kurven der Ooldsolreaktion zu lesen, störte der zweite Kurventeil der Mastixkurve, der, eine Folge von der Ausflockung der Mastixlösutig durch die angewendeten hohen Kochsalzkonzentrationen, ausgeführt werden mußte, weil in dieser Zone oft pathologische Veränderungen auftraten (Meningitiskurve u. a.). Ferner beschäftigte uns die Frage, ob bei der dem Ooldsol gegenüber geringeren Kolloidempfindlichkeit 1) der Mastixlösung nicht noch schwä-chere Verdünnungen I : I und I : 2 am Platze wären. Auf diesen 0e-danken hatten mich gewi;se, von denen der Goldsolreaktion abweichende Kurven gebracht, die Aehnlichkeit mit sehr abgeschwächten Paralysenkurven hatten und bei Lues cerebri und Lues II vorkamen. Ich demonstrierte solche Kurven am Psychiatertag zu Hamburg 1920. Schließlich beschäftigten uns die Fragen der Färbung der Mastixiösung und der Verminderung der Gesamtinengen.Der zweite durch die Ausfiockung der angewandten Kochsalzkonzentration hervorgerufene Kurventeil ließ sich ausschalten, wenn man eine ganz geringe Menge von Natrium carbonicum zur Kochsalzlösung hinzusetzte, z. B. l-2-3 ccm einer O,50/o Natrium-carbonicumLösung. Da wir nun aber weiter gesehen hatten, daß, wenn man die Versuchslösung -genau nach den Angaben von Jacobsthal und Kafka herstellt, die Ausflockung im Salzvorversuch fast immer bei einer 0,6°/oigen, seltener bei einer 0,7o/oigen NaCL-Konzentration auftritt und uni die 0,80/oige NaCI-Konzentration kaum das Optimum zu finden ist, so verzichtete ich bei -ich wiederhole es noch einmalstrikte nach Jacobsthal und Kafka ausgeführter Versuchslösung auf den Salzvorversuch nach Jacobsthal und Kafka und bediente mich einer 0,8o/oigen NaCl-Lösung, der auf 99 cern I cern 0,50/oige Natriurn-carbonicurn-Lösung zugesetzt war. Auch S t a n t o n ist so vorgegangen. Bei dieser NaCI-Konzentration zeigt ein normaler Liquor niemals Ausfiockungen oder stärkere Trübungen. Ich ging nun noch einen Schritt weiter. Um eine möglichst gleichmäßige Herstellung dieser NaCI-Lösung zu ermöglichen und die Reaktion ohne Schädigung der Exaktheit zu vereinfachen, bediente ich mich mit Erfolg des Nor mo sais der Sächsischen Serumwerke in Dresden in Lösung, wobei selbstverständlich ...
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