AbstractÜberblicken wir noch einmal das ganze riesige Gebiet des Geistesgeschehens vor und nach der Jahrhundertwende, soweit es darwinistische Züge erkennen läßt, so können wir eines feststellen : Ausgenommen die Konservativen und die Kirchen, die beide angesichts des stürmischen Vorwärtsdrängens darwinistischer Gedankengänge in die Defensive gehen müssen, bedienen sich so gut wie alle geistigen Strömungen des Darwinismus: Die Sozialisten, weil Darwins "Naturtheorie" mit ihrer Gesetzlichkeit des biologischen Fortschritts Gewähr zu bieten scheint, daß auch im Gesellschaftlichen eherne Gesetze des Fortschritts walten, und weil sie aus dem Darwinismus den Beweis für die Gleichheit aller Menschen herauslesen. Die Sozialdarwinisten, weil ihnen Darwins Lehre vom Kampf ums Dasein und von der Auslese der Lebensfähigsten angeblich den Beweis liefert für die Ungleichheit der Menschen und für die Notwendigkeit einer Menschenzucht. Nicht zufällig sprießen um 1890 so viele Zuchtvereine aus dem Boden, weil man in Charles Darwin den großen Pflanzen-, Tier- und Menschenzüchter sah. Die Atheisten, weil mit der Affenabstammung jegliches göttliche Wirken beim Werden des Menschengeschlechts widerlegt sei. Die pantheistischen Schwärmer von Friedrichshagen, weil sie ein Entwicklungsgesetz am Werk zu sehen glauben, das ganz folgerichtig zu immer Besserem, Edlerem, Vollkommnerem, Vergeistigterem führen müsse. Die Verteidiger einer "Leistungsaristokratie",
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