Wie willkürlich sind willkürliche Handlungen? Diesem Problem geht Hinderk Emrich in diesem Heft der Fortschritte nach [1]. Die Aufdeckung neurophysiologischer Korrelate willkürlicher Handlungen legt ± kurzschlüssig ± einen biologischen Determinismus, eine Sicht der Willensentscheidung als Trugbild determinierter physiologischer Abläufe, nahe. Neurophysiologische Befunde zeigen in der Tat, dass ereigniskorrelierte Veränderungen stattfinden, bevor ein (einfacher) bewusster Willensakt erfolgt [2]. Aber: muss Bewusstwerdung in Echtzeit erfolgen, und betrifft es den freien Willen, wenn dies nicht der Fall ist? Lässt sich die Bewusstwerdung einfacher Handlungen mit Entscheidungen in komplexen Situationen vergleichen? Wenn wir uns aufgrund neurobiologischer Daten von der Vorstellung trennen müssen, dass Handeln stets auf bewusster Entscheidung beruht [2], sind dann auch Spontaneität und Autonomie fragwürdige Konzepte?
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