Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden mündlich tradierte Gesangsgattungen im Alpenraum zunehmend musikalisch transkribiert. Die Übersetzung des Klangs in Schrift, eine wesentliche Thematik der Musikethnologie, kann hier in einem Feld beobachtet werden, das klar definiert und abgegrenzt wird und diesen Prozess der Verschriftlichung über rund zwei Jahrhunderte in vielfältigen Ausprägungen erlebte. Die vorliegenden Forschungsresultate geben Einsicht in die Prozesse, durch welche der wortlose Gesang im deutschsprachigen Alpenraum verschriftlicht wurde, und die daraus erfolgten Rückwirkungen auf die musikalische Tradierung. Merkmale des alpenländischen Jodlers und verwandter Gesangsstile wurden von den Normen der schriftbasierten Musik, im Speziellen von diatonischen Tonskalen und den formalen Eigenschaften von Liedern, überlagert. Musiknotation funktioniert hierbei als transformative Technologie, welche den Inhalt und die Form der Musik mitgestaltet und sowohl zu neuen Möglichkeiten als auch zu Einschränkungen in der Darstellung und Speicherung musikalischer Inhalte führt.
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