Zusammenfassung
Hintergrund Die medizinische Versorgung von Asylsuchenden wird durch rechtliche Regelungen – v. a. das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) – erschwert, die die Abrechnung von Leistungen für diese Patientengruppe betreffen. Ärztinnen und Ärzte sollten daher mit dem AsylbLG vertraut sein, um Versorgungsdefizite in der Behandlung dieser vulnerablen Patientengruppe zu vermeiden. Diese Arbeit untersucht, wie das AsylbLG in der deutschsprachigen medizinischen Literatur beschrieben wird und inwiefern diese Darstellungen die aus der Literatur bekannten Informationsbedarfe der Ärzteschaft treffen.
Methoden Scoping Review der zwischen 01.01.2015 und 14.04.2020 veröffentlichten deutschsprachigen Literatur zur medizinischen Versorgung von Asylsuchenden in Deutschland.
Ergebnisse In die Analyse wurden 55 Artikel eingeschlossen. Der Großteil der Artikel (80%, n=44) verwies auf das AsylbLG als wichtigen Kontextfaktor medizinischer Versorgung. Während die Gruppe der Leistungsberechtigten und der Zeitraum des Leistungsbezugs überwiegend korrekt beschrieben wurden, war die Darstellung des im AsylbLG vorgesehenen Leistungsumfangs nur bei 16% (n=9) der Artikel korrekt und vollständig. Auf den administrativen Kontext des Gesetzes und seines Regelungsgegenstandes wurde nur selten eingegangen. Zudem wurde das AsylbLG häufig (23%, n=10) – unzutreffender Weise – als normativer Maßstab für ärztliches Handeln präsentiert.
Schlussfolgerungen Die Darstellung des AsylbLG in der Fachliteratur scheint häufig nicht geeignet, Ärztinnen und Ärzten bei den praktischen Problemen in der Versorgung von Asylsuchenden zu helfen. Dafür wäre eine differenziertere Darstellung nötig, die auch die juristische Literatur zum Thema rezipiert.
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