Jan PapiórDer Mythos "Europa" in der europäischen Literatur Es ist ein Kuriosum der Kulturgeschichte, dass auf der ersten erhaltenen Karte der Kontinente des Hekataios aus Milet die zwei verzeichneten Kontinente, Europa und Asien, auf weibliche Namen aus der griechischen Mythologie zurückgehen. Sie dokumentiert nicht nur die Unkenntnis der geographischen Konturen der Kontinente in dieser Zeit, sondern exemplifiziert auch -obwohl der griechische Logograph und Politiker in seinem Werk ,,Ges periodos" auf eigene Reiseerfahrungen zurückgriff -das mythologische Bewusstsein der Griechen. Schon in dieser sehr frühen kartographischen Manifestation sind mythologische und realistische Phänomene eng miteinander verknüp .Die Problematik der Erfassung des Mythos beginnt mit dem Terminus ,,Europa" selbst. Nach älteren wissenscha lichen Annahmen soll das Wort von dem semitischen erib abgeleitet worden sein und die Bedeutung Dunkelheit oder Sonnenuntergang tragen (weil die Sonne doch im Westen untergeht). Nach neueren etymologischen Befunden soll das Wort jedoch aus dem Altgriechischen kommen und in seiner Bedeutung auf ,,Gesichtszüge" und somit auf die Person der legendären Prinzessin Europa bezogen sein. Zugleich wird damit der Konflikt Europa -Asien, der in den Mythos bis heute hineingelesen wird, problematisiert. In den vielen Adaptionen des Mythos wird nämlich schon in den frühesten literarischen Quellen eine Opposition des altgriechischen Gebiets, das mit den Namen ,,Europa" bezeichnet wurde, und des vorderasiatischen griechischen Territoriums zumindest angedeutet. Beispielsweise wäre hier auf Herodot zu verweisen, der berichtet, dass nach dem Raub einiger Frauen durch die Perser -unter ihnen soll Europa gewesen sein -diese nach Ägypten entführt wurden, ,,und dies war der Anfang der Feindseligkeiten zwischen beiden" (den Persern und Griechen, die zugleich für die asiatische und europäische Bevölkerung stehen). Diese Feindseligkeit zwischen Europa und Asien (beide Termini verstanden als geographische Einheiten, als Symbole autonomer Staatlichkeit, später auch als kulturprägende Ideen) wird immer wieder in den Mythos und seine kulturgeschichtlichen oder gar politischen Projektionen hineingelesen.Es ist bemerkenswert, ,,wie engagiert sich während der letzten 200 Jahre gerade die Schri steller in den europäischen Ländern mit der Europa-Idee auseinandergesetzt haben" (Lützeler). Der von Paul Michael Lützeler schon im Titel des Buches verwendete Begriff ,,Schri steller" (der sich im allgemeinen Verständnis auch auf Verfasser fiktionaler Texte bezieht) wäre im engeren Sinn als ,,Essayisten" zu verstehen, die eher versuchen, eine Brücke zu rationalen oder nichtfiktionalen Erkenntnissen zu schlagen. Lützeler selbst definiert die in der Untersuchung erfassten Texte als solche, ,,in denen auf bewusst übernationale Weise zu europäischen Fragen in Kultur und Politik Stellung genommen wird". Es wird also gleich in der Einleitung gesagt, dass einerseits keine fiktionalen Texte, aber auch keine nichtfiktionalen berücksichtigt werden, die ...
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ABSTRACT'European solidarity' is one of the most frequently used words in contemporary public discourse, but what does it mean? This article investigates the historical and semantic background of the term in English, French, German, Italian and Spanish since the French Revolution, when 'solidarity' became a political keyword for the first time in European history. With the founding of the Holy Alliance in 1815 the idea of 'European solidarity' as an instrument for achieving political order on the continent emerged. A historical longitudinal analysis via the Ngram Viewer reveals that the frequency of 'solidarity' follows or depends on certain crisis moments in history, such as revolutions, wars or economic troubles. 'Solidarity' belongs to the history of emotions and propaganda but is not a stable value system that consolidates political culture. It also seems to play a greater role in the national rather than in the European context. As a European political expression, 'solidarity' is not genuinely European but borrowed from the national political vocabulary. Moreover, the article outlines the semantic field of 'European solidarity' by showing linkages between 'solidarity' and other words.
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