Die Forschung hat gezeigt, dass die Behandlung einzelner Essstörungen wie z.B. der Anorexia nervosa und ungünstigen Essverhaltens bei Adipositas nur begrenzt effektiv ist bzw. dass auch nach Behandlung der Essstörungssymptomatik eine erhöhte Psychopathologie bestehen kann. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, weitere ätiologische und aufrechterhaltende Faktoren zu identifizieren, deren Veränderung die Wirksamkeit der Behandlung optimieren könnte. Ziel des vorliegenden narrativen Reviews ist es, anhand aktueller Befunde darzustellen, welche Rolle die Fähigkeit, Emotionen und Impulse zu regulieren, in der Entwicklung und Aufrechterhaltung von gestörtem Essverhalten spielt. Es ergeben sich Hinweise darauf, dass die Essstörungen Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Binge-Eating-Störung und Adipositas sowohl im Kindes- und Jugend- als auch im Erwachsenenalter mit einer verminderten Fähigkeit zur Emotions- und Impulsregulation einhergehen, und dass mangelnde Selbstregulationsfähigkeit im Kindesalter späteres Übergewicht vorhersagt. Bisher liegen keine kontrollierten Studien vor, die über die Wirksamkeit des Einbezugs solcher Komponenten in die Psychotherapie der Essstörungen berichten, es gibt jedoch vielversprechende Hinweise über die Wirksamkeit unspezifischer präventiver Ansätze zur Verbesserung der Selbstregulation.