ZusammenfassungMaternale IgG-Alloantikörper gegen fetale erythrozytäre Blutgruppenantigene haben eine klinische Bedeutung in der Auslösung einer hämolytischen Erkrankung des Fetus und Neugeborenen (HDFN). Schwere Fälle gehen mit einer fetalen Anämie, Hydrops fetalis und postnatalem Kernikterus des Neugeborenen einher. Muttermilch enthält hauptsächlich sekretorische IgA-Antikörper, obwohl IgM- und IgG-Isotypen in niedrigeren Konzentrationen detektiert werden konnten. In den letzten Jahren gab es wenige Berichte einer Assoziation erythrozytärer Alloantikörper vom Typ IgG in der Muttermilch mit einem verzögerten Verlauf der neonatalen Anämie. In unserem Fall eines Neugeborenen mit einer hämolytischen Erkrankung durch maternale Anti-c-Antikörper konnten erythrozytäre Antikörper der Spezifität Anti-c im indirekten Antihumanglobulintest, 37 °C, Gelzentrifugationstest (Fa. Bio-Rad, Deutschland) sowie im IgG-spezifischen Festphasentest, Capture-R Ready-Screen (Galileo, Immucor, Rödermark, Deutschland), in der Muttermilch detektiert werden. Die Frage, ob die nachgewiesenen maternalen Antikörper in der Muttermilch gegen erythrozytäre Antigene des Neugeborenen zu einer verlängerten Anämie führen können, kann aufgrund weniger vorhandener Einzelberichte aktuell nicht beantwortet werden. Ob in Fällen von hämolytischer Erkrankung des Fetus und Neugeborenen IgG-Antikörper aus der Muttermilch resorbiert werden können, ist umstritten. Bei HDFN-Fällen mit einer prolongierten Anämie und ohne weitere erkennbare Ursachen könnte es sinnvoll sein, die Muttermilch auf das Vorhandensein maternaler erythrozytärer Alloantikörper zu untersuchen, um der Klärung dieser Fragen näherzukommen.