Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Die Prävalenz von antibiotikaresistenten Bakterien bei Zier-, Zoo- und falknerisch gehaltenen Greifvögeln ist noch weitgehend unbekannt. Daher sollten retrospektiv Antibiogramme schnellwachsender aerober Bakterienarten ausgewertet werden.
Material und Methoden Im Auswertungszeitraum von 2007 bis 2016 standen 1036 Antibiogramme zur Verfügung. Die Bakterienisolate stammten vorzugsweise aus Süddeutschland und von 811 Vögeln aus 20 zoologischen Ordnungen (am häufigsten Papageienvögel [61,8 %] und Sperlingsvögel [14,5 %]) sowie aus Proben von klinischen Patienten und Sektionsmaterial. Die phänotypische In-vitro-Empfindlichkeit wurde mittels Plattendiffusionstest ermittelt.
Ergebnisse Die meisten Antibiogramme lagen für E. coli (n = 386 Isolate) vor, gefolgt von Staphylococcus (S.). aureus (n = 150), Enterobacter cloacae (n = 122), Klebsiella pneumoniae (n = 86) und Pseudomonas aeruginosa (n = 64). Resistenzen gegen mindestens einen antibiotischen Wirkstoff zeigten 53,1 % der E. coli-Isolate, dabei am häufigsten gegen Doxycyclin (50,3 %) und Ampicillin (46,1 %). Bei 78,0 % der S. aureus-Isolate und bei 95,9 % der Enterococcus faecalis-Isolate wurden Resistenzen gegenüber mindestens einem Wirkstoff nachgewiesen. Multiresistenzen (Resistenz gegenüber ≥ 3 Antibiotikagruppen) traten bei 37,3 % der Isolate von S. aureus auf. Bei Isolaten von Zier- und Greifvögeln wurden höhere Resistenzraten festgestellt als bei Isolaten von Zoovögeln und bei Papageienvögeln höhere Resistenzraten als bei Sperlingsvögeln. Im Untersuchungszeitraum zeigte sich bei E. coli ein tendenzieller Anstieg der Resistenzrate für Fluorchinolone (Minimum von 0 % im Jahr 2013 und Maximum von 27,3 % im Jahr 2015) und bei S. aureus eine tendenzielle Abnahme der Resistenzraten für Tetrazykline (Maximum von 39,4 % im Jahr 2007 und Minimum von 0 % in den Jahren 2014 und 2015).
Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Resistenzsituation von Bakterien aus Zier-, Zoo- und falknerisch gehaltenen Greifvögeln ist als problematisch zu bewerten und verdeutlicht die Wichtigkeit der Empfindlichkeitsprüfung für eine gewissenhafte Therapie. Im Fall einer Infektion mit S. aureus bei Zier-, Zoo- oder falknerisch gehaltenen Greifvögeln kann es zu einem Therapienotstand kommen.