Zusammenfassung: Theoretischer Hintergrund: Etwa jede dritte Person in der Schweiz berichtete von Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen in den letzten fünf Jahren. Empirische Befunde deuten darauf hin, dass Viktimisierungserfahrungen sowohl mit weniger Empathie als auch mit weniger prosozialem Verhalten einhergehen. Noch nicht erforscht wurden bislang Auswirkungen von Viktimisierungserfahrungen auf feindselige Einstellungen. Fragestellung: Um diese Forschungslücke zu schließen, wurde in der Schweiz der Einfluss von Diskriminierungs-/Gewalterfahrungen auf feindselige Einstellungen gegenüber jüdischen, muslimischen und Schwarzen Personen untersucht. Methode: Es wurden die Daten „Zusammenleben in der Schweiz (ZidS) 2022“ des Bundesamts für Statistik verwendet, die Antworten von 2 908 zufällig ausgewählten Personen der 15- bis 88-jährigen Schweizer Wohnbevölkerung enthalten. Der Einfluss von Diskriminierungs-/Gewalterfahrungen auf Feindseligkeit wurde mit Regressionsmodellen analysiert. Ergebnisse: Personen mit einer Diskriminierungs- oder Gewalterfahrung wiesen eine stärker ausgeprägte Feindseligkeit auf. Dies zeigte sich bei allen Regressionsmodellen, einzig gegenüber Jüdinnen und Juden ergab sich kein signifikanter Einfluss von Diskriminierungserfahrungen. Schlussfolgerungen: Möglicherweise verstärken Viktimisierungserfahrungen feindselige Einstellungen gegenüber anderen Gruppen. Insofern könnte Prävention dabei unterstützen, intergruppale Feindseligkeit zu reduzieren.