ZusammenfassungDer Artikel stellt das nutzer:innenzentrierte Verfahren der „Co-Creation“ für die selbst-reflexive Entwicklung von Forschungssoftware in der Kommunikations- und Medienwissenschaft vor. Im Kern sollen dabei drei Vorzüge von Co-Creation deutlich gemacht werden: Erstens ermöglicht es Co-Creation, Forschungssoftware mit engem Bezug auf bestehende Forschungspraktiken zu entwickeln. Zweitens hilft Co-Creation, Forschungssoftware dicht an die Handlungspraktiken von Menschen im Alltag heranzuführen und diese dabei als beforschte Subjekte ernst zu nehmen. Und drittens fördert Co-Creation die Entwicklung einer Forschendengemeinschaft um die jeweilige Forschungssoftware, die so deren nachhaltige Absicherung stützt. Um dies zu verdeutlichen, wird das Verfahren des Co-Creation als eine bestimmte Umgangsweise mit Infrastrukturen diskutiert, die das unsichtbare Arbeiten an ihr sichtbar und damit auch reflektierbar macht. Anschließend stellen wir den iterativen Prozess des Co-Creation detaillierter vor. Dabei legen wir die Ebenen der Praxis der Beforschten, der Praxis der Forschenden und der Praxis der Implementierenden mit ihren je spezifischen Methoden dar, die einem qualitativen Forschungsdesign der Kommunikations- und Medienwissenschaft nahestehen. Im Fazit wird das Potenzial von Co-Creation weit über die Entwicklung von Forschungssoftware hinaus diskutiert.