Hintergrund: Die anthroposophischen Kliniken arbeiten integrativmedizinisch, indem sie konventionelle Medizin (KON) anthroposophischmedizinisch (AM) ergänzen. Die Integrativmedizin wird dabei in der ärztlichen Weiterbildung vermittelt. Im Rahmen einer erstmaligen Untersuchung der Weiterbildungsqualität an anthroposophischen Kliniken analysierten wir die Probleme dieser Weiterbildung aus Sicht der Assistenzärzte und Weiterbilder. Methodik: Im Rahmen der Erhebung führten wir eine anonymisierte Querschnittsbefragung aller Assistenzärzte und aus- und weiterbildenden Ärzte (Weiterbilder) der 15 AM-Kliniken in Deutschland (DE) und der Schweiz (CH) mit Fragebögen der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich durch. Der Fragebogen war durch ein anthroposophisches Modul ergänzt. Zudem führten wir deskriptive Statistiken zu den skalierten Fragen, einen statistischen Gruppenvergleich mittels zweiseitigem Mann-Whitney-U-Test und eine qualitative Inhaltsanalyse (Mayring) der Freitextantworten sowie eine Problemanalyse durch. Ergebnisse: Die Rücklaufquote in DE umfasste 89 von insgesamt 215 (41.39%) befragten Assistenzärzten und 78 von 184 (42.39%) Weiterbildern. In CH füllten 19 von 25 (76%) Assistenz-ärzten und 22 von 30 (73.33%) Weiterbildern die Fragebögen aus. Die Freitextoption zur Problemanalyse in DE und CH wurde von insgesamt 16 (14,8%) Assistenzärzten und 20 (20%) Weiterbildern genutzt. Zu den Hauptproblemen zählen ein Übermaß an Arbeitsbelastung, Mängel bei der Arbeitsorganisation, Kompetenzabgrenzung, interprofessionelle Zusammenarbeit, personelle und finanzielle Ressourcen (Weiterbilder), Bezahlung (Assistenzärzte DE), Praxisbezogenheit der AM (Assistenzärzte und Weiterbilder DE), Fach- oder didaktische Kompetenz der Weiterbilder, fehlendes Interesse der Assistenzärzte an AM, Aneignungs- und Umsetzungsprobleme in AM, fehlendes Weiterbildungscurriculum in AM sowie Spannungen zwischen AM und KON. Als Gründe für die Unterschiede zwischen DE und CH werden die Existenz größerer Abteilungen und das DRG-System in DE sowie bessere strukturelle Bedingungen für die AM-Weiterbildung in CH diskutiert. Schlussfolgerung: Hauptprobleme der Weiterbildung in AM betreffen zum Teil unspezifische und systemische Aspekte, aber auch spezifische Probleme der AM selbst. Um konkrete Ansatzpunkte für Problemlösungsoptionen zu schaffen, soll diese Untersuchung ergänzt werden durch eine Analyse von Problemlösungsvorschlägen aus Sicht der betroffenen Assistenzärzte und Weiterbilder.