Zusammenfassung
Hintergrund
Die Balance zwischen Belastungsempfinden und Erholung der Einsatzkräfte im Rettungsdienst während des Diensts und in der Freizeit ist ein wesentlicher Indikator für die psychische und physische Gesundheit. Sie gewährleistet Erfolg in der notfallmedizinischen Versorgung und ist gleichzeitig auch ein gesundheitspolitischer, ökonomischer Faktor für jede Organisation. Das Ziel der Studie war es, den Erholungs-Beanspruchungs-Zustand des Rettungsdienstpersonals während der ersten und zweiten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie zu analysieren.
Material und Methoden
Die quantitative Querschnittstudie umfasst 1936 Datensätze von Einsatzkräften (334 Frauen und 1602 Männer, Durchschnittsalter 34,9 ± 10,5 Jahre). Die Onlinebefragung während der SARS-CoV-2-Pandemie erfolgte während der ersten Welle 2020 (t1) und der zweiten Welle 2021 (t2). Es wurde die Kurzform EBF-24/A (Testform S2) des Erholungs-Belastungs-Fragebogens (EBF) nach Kallus angewendet.
Ergebnisse
Im Verlauf der beiden Erhebungsphasen nahm die Dimension Beanspruchung signifikant zu (t1: 2,52 ± 0,98 und t2: 2,88 ± 1,04 Punkte, p < 0,001) und die Erholung signifikant ab (t1: 2,98 ± 0,90 und t2: 2,64 ± 0,89 Punkte, p < 0,001). Ähnliches bot sich auch für die dazugehörigen Subskalen mit Ausnahme der Subskala „erholsamer Schlaf“ der Dimension Erholung (t1: 2,81 ± 1,36 und t2: 2,72 ± 1,36 Punkte).
Schlussfolgerung
Die seit Anfang 2020 bestehende SARS-CoV-2-Pandemie verdeutlicht, dass das Belastungserleben von der ersten zur zweiten Welle zugenommen und das Empfinden der Erholung für Einsatzkräfte im Rettungsdienst abgenommen hat. Die Studie bietet eine Einordnung zur gegenwärtigen Situation des Erholungs-Beanspruchungs-Zustands im deutschen Rettungsdienst und erlaubt Prognosen über Leistung und Gesundheit in Pandemiesituationen. Dabei ist davon auszugehen, dass die Verschlechterung des Ist-Zustands nicht einzig nur aus dem Arbeitskontext resultiert, sondern gleichzeitig ein Spiegelbild der Ressourcenausstattung darstellt, die sich aus der Gesamtheit der Einflüsse des Individuums ableitet.