Beginnen wir mit ein paar persönlichen Erinnerungen, die sehr gut verdeutlichen, warum wir diesen Band so betitelt haben, wie wir ihn betitelt haben. Die erste reicht genau zwei Jahrzehnte zurück, in den Herbst 2002. Christa Dürscheid hatte gerade ihre Professur am Deutschen Seminar der Universität Zürich angetreten, deren zwanzigjähriges Jubiläum wir mit diesem Band feiern, und zwei Prädoc-Assistenzen ausgeschrieben. Einer von uns hatte sich darauf beworben, ohne viel Hoffnung, da er Christa Dürscheid persönlich nicht kannte, sie ganz sicher noch nichts von ihm gehört hatte, und außerdem: Syntax?! Vorfelder im Deutschen?! Valenz?! Schriftsysteme?! Da konnte er nun wirklich nicht reüssieren. Na gut, da war ja noch die Medienlinguistik, ein kleiner Hoffnungsschimmer vielleicht, und versuchen kann man es ja. Überraschenderweise kam dann die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Schnell auf der Zugfahrt nach Zürich noch einmal die Einführung in die Syntax gelesen, man weiß ja nie; aber dann doch eingesehen, dass auf diesem Feld nichts zu gewinnen war, und in die Offensive gegangen: "Frau Dürscheid, dass ich im Bereich der Grammatiktheorie nichts vorzuweisen habe, haben Sie ja in den Unterlagen gesehen. " -"Dann erzählen Sie doch mal, was Sie machen!" Der Bewerber erzählt von seinem laufenden Dissertationsprojekt, einer soziolinguistischen Arbeit, in der sprachkritische Diskurse auf der Basis französisch-poststrukturalistischer Epistemologie analysiert werden -ein Thema, bei dem viele sog. ‚Kernlinguist:innen' nur müde abgewunken hätten (dazu später mehr). Christa Dürscheids Miene wird nachdenklich und ernst. "Ehrlich gesagt, ich habe absolut keine Ahnung von dem, was Sie mir da gerade erzählt haben. " Plötzlich ein Strahlen: "Das interessiert mich!" Diese Geschichte ist typisch dafür, wie Christa Dürscheid Sprachwissenschaft betreibt: als ständiges Sondieren dort, wo möglicherweise Neues und Überraschendes (nach Peirce 1958(nach Peirce [1901: § 180 ein Motor der wissenschaftlichen Erkenntnis) zu finden ist, Dinge, die nicht nur den 9 Brückenschläge fachlich, menschlich Es gibt im Leben Augenblicke, da die Frage, ob man anders denken kann, als man denkt, und anders wahrnehmen kann, als man sieht, zum Weiterschauen oder Weiterdenken unentbehrlich ist. (Foucault 1995(Foucault [1984: 15) Neben der computertechnischen Lesart kann man die Metapher der SCHNITT-STELLE freilich auch anders lesen, wenn man die Metaphorik, die die informationstechnologische Terminologie trägt (wie das zweite Wikipedia-Zitat 11 Brückenschläge fachlich, menschlich 13 Brückenschläge fachlich, menschlich