Zusammenfassung
Ziel Es ist davon auszugehen, dass eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) nach ICD-11 die Betroffenen auch im beruflichen Bereich beeinträchtigt. Die vorliegende Arbeit untersucht daher, ob zwischen Patienten mit positivem Screening auf eine kPTBS, Patienten mit positivem Screening auf eine PTBS und Patienten mit negativem Screening auf Traumafolgestörungen Unterschiede bezüglich ihrer arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) bestehen.
Methodik Teilnehmer waren 566 Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik (Alter M=50,96, SD 8,73 Jahre; 70,3% weiblich). Die Teilnehmer bearbeiteten zu Beginn ihres stationären Aufenthalts Selbstbeurteilungs-/ Screeninginstrumente. Univariate Varianzanalysen wurden eingesetzt, um Gruppenunterschiede in den arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern zu beurteilen. Der AVEM erfasst auf 11 Dimensionen gesundheitsförderliche bzw. -gefährdende Verhaltens- und Erlebensweisen bei der Bewältigung von Arbeits- und Berufsanforderungen.
Ergebnisse Auf 8 von 11 AVEM-Dimensionen zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen „kein Verdacht“ und „kPTBS“. Die Gruppen „PTBS“ und „kPTBS“ unterscheiden sich signifikant auf den Dimensionen „Resignationstendenzen“, „Offensive Problembewältigung“ und „Lebenszufriedenheit“. Die Gruppen „kein Verdacht“ und „PTBS“ unterschieden sich hingegen nicht signifikant.
Diskussion Patienten mit Verdacht auf kPTBS stellen im Arbeitskontext eine besonders belastete Patientengruppe dar. Es erscheint inhaltlich plausibel, dass die in der ICD-11 für die kPTBS formulierten Probleme im Bereich der Selbstorganisation zu den gefundenen problematischen Verhaltens- und Erlebensmuster führen können.
Schlussfolgerung Dies spricht dafür, dass für Patienten mit kPTBS spezielle Interventionen im Rahmen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation sinnvoll sind, um diese Defizite zu kompensieren und die Teilhabe am Erwerbsleben zu erhalten.