Bindungsstile bei erwachsenen Kindern psychisch erkrankter Eltern

Abstract

ZusammenfassungIn einer Online-Studie wurden 296 erwachsene Kinder psychisch erkrankter Eltern befragt. Das Anliegen der Studie war es, die Bindungsmuster der interviewten Personen zu erfassen und hiervon ausgehend mögliche Zusammenhänge zwischen berichteten Kindheitserfahrungen und den erwachsenen Bindungsrepräsentationen zu untersuchen. In dieser Studie wurde die deutsche Fassung der „Adult Attachment Scales (AAS-R)“ verwendet, um grundlegende erwachsene Bindungsdimensionen zu erheben. Erwachsene Kinder psychisch kranker Eltern zeigten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung niedrigere Werte in der Dimension „Nähe/Vertrauen“ und höhere Werte in der Dimension „Angst“. Einem klinisch relevanten ängstlich-vermeidenden Bindungsstil konnten 39 % der Befragten zugeordnet werden. Als signifikante Prädiktoren für den erwachsenen Bindungstyp erwiesen sich die in der Kindheit erlebte Sicherheit, Kommunikationsdefizite in der Familie sowie Stigmatisierungserfahrungen. In der abschließenden Diskussion der Untersuchungsergebnisse werden Bezüge zur Praxis hergestellt, indem Interventionsvorschläge für erwachsene Kinder psychisch kranker Eltern dargestellt werden.

Die Einsamkeit von Kindern psychisch erkrankter Eltern

“…Insb. Personen, die sich als Kind durch ihre psychisch erkrankten Eltern abgewiesen, verletzt oder bedroht fühlten, weisen ängstlich-vermeidende Bindungsmuster auf [4]. Und der elterliche Bindungsstil und die Familiendynamik bzw.…”

Belastung von Kindern psychisch erkrankter Eltern im Normgruppenvergleich – eine Hochrisikogruppe für selektive und indizierte Prävention?

“…Diese Untersuchung konnte für eine psychische Erkrankung eines Elternteils (oder anderen Haushaltsmitglieds) sowie für emotionale Misshandlung und emotionale Vernachlässigung die stärksten Einzeleffekte auf spätere psychosoziale Auffälligkeiten nachweisen, wobei belastende Kindheitserlebnisse meist nicht einzeln, sondern gehäuft auftraten, was das Risiko für psychosoziale Auffälligkeiten noch wesentlich erhöhte [26]. In einer Studie an bereits erwachsenen KpK fand sich bei 39 % der Befragten ein klinisch relevanter ängstlich-vermeidender Bindungsstil [27]. Dies spricht dafür, dass Präventionsmaßnahmen möglichst früh ansetzen sollten, damit die Elternschaft von psychisch kranken Personen gelingen kann [28], wobei im Gegensatz zu anderen Ländern, wie Großbritannien, die frühe Versorgung, z.…”

Entwicklung und Evaluation des Fragebogens zur Erfassung Aversiver und Protektiver Kindheitserfahrungen (APK)

“…Aversive Kindheitserfahrungen wirken sich, oftmals in Verbindung mit anderen psychischen Faktoren, auf die Anpassungsfähigkeit der psychologischen und körperlichen Stressreaktion aus [12,13]. Andererseits erkranken nicht alle Menschen, die in schwierigen und potenziell traumatisierenden Kontexten aufwuchsen, was möglicherweise mit einer protektiven Wirkung von parallel erlebten guten und verlässlichen Bindungs-und Beziehungserfahrungen bei diesen "resilienten" Personen erklärt werden kann [14][15][16].…”