Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwiefern fehlende Anerkennungsräume und Abwertungserfahrungen viele Probleme in Ostdeutschland verschärfen, die ihren Ursprung bereits in den Wendejahren haben. Empirische Grundlage bildet die Tradierung ostdeutscher Abwertungserfahrungen und deren biographische Relevanz für die Gegenwart am Beispiel von Familiengesprächen. Im Vordergrund der Betrachtung stehen zwei Abwertungsformen: die soziale Abwertung etwa durch den Arbeitsverlust und die symbolisch-diskursive Abwertung der DDR-Vergangenheit im öffentlichen Diskurs. Dies führt für einen Großteil der ostdeutschen Bevölkerung zu der Herausforderung, das biographische Wissen mit einer sich stetig wandelnden Umwelt neu zu kontextualisieren und sich dadurch mit einer „Rebiographisierung“ des Erlebten im Sinne einer stetigen biographischen Arbeit vor dem Hintergrund sozialer Wandlungsprozesse auseinanderzusetzen. Theoretisch knüpft der Beitrag an einer Verbindung zwischen Biographieforschung und Wissenssoziologie an. Es zeigt sich – so die These –, dass sich der Prozess der Rebiographisierung im intersubjektiven familialen Dialog vollzieht und somit auch die jüngere Generation ohne unmittelbare DDR- und Transformationserfahrung mit einbezieht, die wiederum an der Neukontextualisierung des erfahrungsbasierten Wissens ihrer Eltern teilhaben. Über die aktive Aushandlung in Form des narrativen doing biography bilden die Akteur*innen unterschiedliche Strategien aus, das Spannungsverhältnis zwischen biographischer Entwertung und dem Wunsch nach Anerkennung des Biographischen zu verarbeiten.