ZusammenfassungHintergrund: Die Ätiologie der chronischen Analfissur ist weiterhin unklar. Als therapeutische Option bei chronischen Analfissuren wurden zahlreiche konservative und operative, überwiegend sphinkterdrucksenkende Maßnahmen etabliert. Viele deutsche Proktologen propagieren hingegen die En-bloc-Fissurektomie mit Exzision unterlagernder Fisteln als kausale Therapie der chronischen Analfissur. Patienten und Methoden: In dieser Längsschnittstudie wurden 216 Patienten nachuntersucht, die in den Jahren 2000 und 2001 im Martin-Luther-Krankenhaus in Schleswig an einer chronischen Analfissur operiert wurden. Die Auswertung perioperativer Daten mit Histologiebefunden und postoperativem Follow-up erfolgte zur Erfassung von Therapieerfolgen und postoperativen Komplikationen.Ergebnisse: Für das Gros der chronischen Fissuren lässt sich eine Fistel-Fissur-Sequenz nachweisen. Klinisch fand sich bei 96,3% der Patienten eine unterlagernde Analfistel, histologisch konnte eine Fistel bei 81,7% der Patienten nachgewiesen werden. Prä-operativ war der Sphinktertonus nur bei 47,2% der Patienten erhöht, bei 16,2% fand sich sogar ein deutlich erniedrigter Sphinktertonus. Eine Beckenbodeninsuffizienz lag bei knapp 15% der Patienten vor. Bei 97,1% der Patienten konnte eine rezidivfreie Ausheilung festgestellt werden. Eine bleibende Einschränkung des postoperativen Stuhlhaltevermögens kam bei 13 Patienten (6,3%) vor, wobei 2,9% unter einer Inkontinenz Grad 1 und 3,4% unter einer Inkontinenz Grad 2 litten. Jeweils vier Patienten wiesen bereits erhebliche Sphinktervorschäden oder einen hohen transsphinktären Fistelverlauf auf, sodass nur bei fünf Patienten (2,4%) die Inkontinenz der Operation anzulasten ist.Schlussfolgerung: Die Genese der chronischen Analfissur lässt sich in der überwie-genden Zahl der Fälle auf eine Fistelbildung mit begleitender lokaler Entzündungs-reaktion zurückführen. Eine adäquate Therapie stellt die En-bloc-Exzision des Fistelund Fissurkomplexes dar. Das postoperative Inkontinenzrisiko ersten Grades bzw. zweiten Grades beträgt hierbei 2,9% bzw. 3,4%.
AbstractBackground: The cause of chronic anal fissure is still unknown. Regarding different theses of origin and development there are several conservative and surgical options to treat chronic anal fissures. Most of them aim to reduce the sphincter tone. In contrast to these procedures many German proctologists prefer the en-bloc fissurectomy in combination with fistulectomy as a causal treatment of chronic anal fissures.