ZusammenfassungCheckpoint-Inhibitoren wie Pembrolizumab, Nivolumab und Ipilimumab stellen unverzichtbare Wirkstoffe zur Behandlung fortgeschrittener oder metastasierter Melanome dar. Durch eine Aktivierung zytotoxischer T-Zellen durch diese Substanzen kommt es neben einer antitumoralen Immunantwort bei vielen Patienten auch zu einer Vielzahl an immunvermittelten Nebenwirkungen, die jedes Organ des Körpers betreffen können. Neben hĂ€ufigen autoimmun vermittelten Nebenwirkungen, wie z.âB. einer Kolitis, einer Pneumonitis, einer Thyreoiditis und einer Hypophysitis, die in der Regel rasch erkannt werden, können auch seltene Nebenwirkungen auftreten, die initial oft nicht direkt als Nebenwirkung der Therapie interpretiert werden.Bei einer 66 Jahre alten Patientin wurde ein Melanom am linken Unterschenkel exzidiert (Typ NMM, Tumordicke 3âmm; BRAF, NRAS und c-Kit jeweils Wildtyp), Sentinel-Node-Biopsie inguinal positiv, darauffolgende Lymphknotendissektion ohne Metastasennachweis. Sechs Monate spĂ€ter traten inguinale Lymphknotenfiliae sowie mehrere kutane Metastasen am linken Bein auf. Es erfolgte eine knappe Resektion in toto mit anschlieĂender adjuvanter Radiatio (inguinal und Knie links, GRD 45âGy). Bereits einige Wochen spĂ€ter zeigten sich am linken Bein erneut mehrere kutane Filiae sowie Lymphknotenfiliae inguinal und iliakal links. Aufgrund des mittlerweile ausgebildeten massiven Lymphödems wurde bei nichtoperabler, lokoregionĂ€rer Metastasierung eine Therapie mit Pembrolizumab begonnen.Nach der 12.âGabe bildete sich eine normochrome, normozytĂ€re AnĂ€mie mit transfusionsbedĂŒrftigem HĂ€moglobin (Hb)-Abfall bis auf 8,4âmg/dl aus. Gastro- und koloskopisch konnte keine Blutungsquelle nachgewiesen werden, mittels Knochenmarkbiopsie wurden eine Infiltration des Knochenmarks durch Melanomzellen sowie eine Pure Red Cell Aplasia ausgeschlossen. Bei erhöhter LDH, erniedrigten Werten fĂŒr Haptoglobin und Retikulozyten sowie positivem direktem Coombs-Test fĂŒr c3âd wurde die Diagnose einer autoimmunhĂ€molytischen AnĂ€mie (AIHA) mit Beteiligung aller Vorstufen der roten Reihe gestellt und eine Therapie mit Methylprednisolon begonnen. Bei jedem Versuch, die Therapie mit Pembrolizumab nach Stabilisierung des Hb-Wertes fortzufĂŒhren, zeigte sich ein erneuter transfusionsbedĂŒrftiger Abfall auf Hb-Werte von bis zu 6âmg/dl. Wir entschieden uns, die Therapie mit Pembrolizumab nach 15 Zyklen bei kompletter Remission der Metastasen zu beenden; seitdem zeigen sich in Laborkontrollen normwertige Hb-Werte. Da sich nach einigen Monaten erneut ein Progress ausbildete, wurde bei negativem BRAF-Mutationsstatus eine Therapie mit Nivolumab begonnen, hierunter kam es nicht zur erneuten Ausbildung einer AIHA.Die Entwicklung einer AnĂ€mie ist eine seltene Nebenwirkung einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren. Als weitere Ursache wurde neben der hier gezeigten AIHA auch die aplastische AnĂ€mie als immunvermittelte Nebenwirkung beschrieben.In den wenigen bisher publizierten FĂ€llen bildete sich die AnĂ€mie im Rahmen der Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren frĂŒhzeitig aus und zeigte oft ein zögerliches Ansprechen auf Steroide. Bisher sind nur wenige FĂ€lle beschrieben, bei denen eine Reexposition ohne erneutes Aufflammen der AnĂ€mie möglich war. Trotz immunsuppressiver Therapie sind letale VerlĂ€ufe beschrieben. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit regelmĂ€Ăiger Laboruntersuchungen unter und nach der Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren. In unserem Fall kam es erfreulicherweise nach erneuter Gabe eines Checkpoint-Inhibitors nicht zum erneuten Auftreten der AIHA. Ob dies dem Wechsel von Pembrolizumab zu Nivolumab geschuldet ist, muss derzeit leider unbeantwortet bleiben.