Unter einem Syndrom oder Symp tomenkomplex versteht man eine "Gruppe von Krankheitszeichen, die für ein bestimmtes Krankheitsbild mit meist uneinheitlicher oder unbe kannter Ätiologie bzw. Pathogenese charakteristisch sind" (Pschyrembel). Patienten mit primären Immunde fekten (PID) fallen nicht nur durch ei ne erhöhte Infektionsanfälligkeit auf, sondern können sich mit einer Viel zahl weiterer allgemeinpädiatrischer Symptome präsentieren.Allen PID ist eine Immundefizienz oder Immundysregulation gemein. Bei einer Reihe von PID finden sich darüber hinaus assoziiert Symptome, die nicht primär immunologisch sind. Diese können verschiedene Organsysteme, wie beispielsweise Haut, Haare, Knochen, Gelenke, Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Zäh-ne betreffen. Neben der pathologischen Infektionsanfälligkeit können diese Manifestationen Leitsymptome zur PID-Diagnosestellung sein und wertvolle Hinweise auf den möglichen Gendefekt geben (. Tab. 1).
DiGeorgeSyndrom (Mikro deletionssyndrom 22q11)
Definition und ÄtiologieDas DiGeorge-Syndrom (DGS, OMIM #188400) ist eine Ausprägung des Mikrodeletionssyndroms 22q11, zu dem u. a. auch das Shprintzen-Syndrom (velokardiofaziales Syndrom) gehört. Aufgrund der Überlappung mit anderen Entitäten, die durch Mikrodeletionen am langen Arm des Chromosoms 22 verursacht werden, gestaltet sich die Nomenklatur schwierig. Dem DGS liegt eine fehlerhafte Entwicklung der 3. und 4. Schlundtasche zugrunde, die zu den charakteristischen Anomalien wie Herzfehler, Thymushypoplasie und Hypoparathyreoidismus führt. Die . Tab. 2 gibt einen Überblick über die derzeitigen Empfehlungen zur Nomenklatur des DGS. Da es sich beim Mikrodeletionssyndrom 22q11 um einen Überbegriff für mehrere Entitäten handelt, müssen nicht alle Symptome vorliegen oder gleich stark ausgeprägt sein. Nicht immer liegen beim DGS zudem Mikrodeletionen auf dem Chromosom 22 vor, auch Punktmutationen im TBX1-Gen oder unbekannte Veränderungen können ursächlich sein [41]. Diagnose Häufig wird die Diagnose eines DGS im Rahmen eines prä-oder neonatal aufgefallenen schweren Herzfehlers gestellt. . Infobox 1 listet die häufigsten klinischen Manifestationen des Mikrodeletionssyndroms 22q11 auf. Der Immundefekt bei Patienten mit DGS kann sehr variabel ausgeprägt sein, vom völligen Fehlen der T-Zellen bis zu fast normaler T-Zell-Zahl und -funktion. Charakteristisch ist die verminderte Produktion von T-Zellen, bedingt durch einen Mangel an funktionellem Thymusgewebe. Dementsprechend besteht eine erhöhte Infektionsanfälligkeit v. a. für virale und Pilzinfektionen. > Der Immundefekt bei Patienten mit DGS kann sehr variabel ausgeprägt sein Sekundäre Funktionseinschränkungen der B-Zellen sind möglich. Der T-ZellDefekt ist v. a. in den ersten Lebensmonaten ausgeprägt und kann sich bis zum Ende des ersten Lebensjahres verbessern oder normalisieren. Ältere Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen. Therapie und Prognose Das klinische Vorgehen bei Kindern mit DGS wird bestimmt durch den Schweregrad der Immundefizienz. Jedes Kind mit einer M...