Originalien | Der Urologe [B] 5•2000 444 Die Stressinkontinenz der Frau kann entweder durch ein anatomisches Problem im Sinne einer Hypermobilität von Blase und Harnröhre ausgelöst sein, durch einen insuffizienten Sphinkterverschluss im Bereich der Harnröhre selbst (sog. intrinsische Sphinkterinsuffizienz) oder durch beides. Die Harnröh-re kann sich dabei hypoton, hyporeaktiv oder instabil verhalten. Die operative Behandlung der Stressinkontinenz verlangt, dass die Inkontinenz korrigiert und eine anatomische Pathologie, wie z. B. ein Descensus beseitigt wird. Dabei stellt nur die intrinsische Funktionsstö-rung vom theoretischen Ansatz her eine Indikation dar, um durch die periurethrale Injektion von Substanzen, die bereits seit 1918 versucht wird, einen Kompressionseffekt auf die Harnröhre auszuüben, damit die Verschlussfunktion wiederhergestellt wird. Als Injektionssubstanzen wurden primär flüssiges Menschenfett, später Parafin, sklerosierende Substanzen, Teflon, autologes Fett, Kollagen, Silikon und seit neuestem auch biokeramische Stoffe injiziert. Die Wirkung und Nebenwirkungen dieser Substanzen sind sämtlich nicht im Sinne einer Langzeitbeurteilung untersucht. Langzeitergebnis bedeutet, dass auch vergleichbare Ergebnisse mit offen-operativen Behandlungen vorliegen. Bei allen operativen Behandlungsverfahren zur Korrektur der weiblichen Stressinkontinenz zeigte es sich, dass Verlaufsbeobachtungen, die sich auf einen Zeitraum von unter 4 Jahren beziehen, keine Einschätzung im Sinne einer Langzeitprognose erlauben. Die Nebenwirkungen dieser Substanzen sind recht unterschiedlich.Als relevante Komplikation wurde zu Beginn dieser Behandlungsform vor allem die Lungenembolie beschrieben, die dann zu einem Sistieren des Einsatzes dieser Substanzen führte. Berg [1] u. Politano [2] beschrieben 1973/1974 erstmals den Einsatz von Teflon als Injektionssubstanz und erreichten damit primär gute Ergebnisse. Dabei konnten jedoch relevante Nebenwirkungen beobachtet werden wie Schwierigkeiten bei der Injektionstechnik, fragliche allergische Reaktionen und v. a. eine Partikelmigration, vielfach kam es zu einer ausgeprägten Granulombildung, teilweise mit Abszedierung. Während Teflon nie von der FDA als Behandlungsform akzeptiert wurde, wurde 1993 von der FDA Rinderkollagen zur Behandlung der intrinsischen Sphinkterinsuffizienz anerkannt, nachdem in Studien die Wirksamkeit und Sicherheit ausreichend erwiesen erschien. Kollagen induziert eine geringe entzündliche lokale Reaktion. Kollagen wird innerhalb von 9-19 Monaten komplett resorbiert und umgewandelt. Viele Problemstellungen sind bei der periurethralen Injektionsbehandlung noch nicht standardisiert: q Patientenselektion, q Injektionsmaterial, q Injektionstechnik, q postoperative Nachsorge. Als einziges wesentliches Argument für die periurethrale Injektion von Substanzen wird aufgeführt, dass keine Allgemeinnarkose und ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig sind. Meistens werden 2 Injektionen für einen akzeptablen Behandlungserfolg benötigt. Nach der 4. Injektion ist nach Mc...