Hintergrund: Es gibt bisher einige kontrolliert randomisierte Studien (RCTs), die die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bei Essstörungen belegen, aber kaum Befunde über Effektstärken unter Praxisbedingungen. Da aber die überwiegende Anzahl ambulanter Psychotherapien bei Essstörungen in der Routineversorgung durchgeführt wird, erscheinen gerade hierfür Wirksamkeitsnachweise notwendig. Patienten und Methode: Die Stichprobe bestand aus 123 Frauen, die als Hauptdiagnose eine Essstörung gemä dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) aufwiesen. Alle erhielten eine Manual-orientierte essstörungsspezifische KVT. Outcome-Maße bildeten Skalen des Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2), des Brief Symptom Inventorys (BSI) und das Beck-Depressionsinventar (BDI). Es wurden Effektstärken berechnet und Responder- sowie Remissionsanalysen durchgeführt. Die Berechnungen wurden sowohl anhand der Intention-to-Treat (ITT)- als auch der Completer-Stichprobe (Completer) dargestellt. Ergebnisse: Auf den Essstörungsskalen zeigten sich Verbesserungen mit Effektstärken nach Cohen zwischen d = 0,50 bis d = 1,59 (ITT) und d = 0,34 bis d = 2,53 (Completer). Die störungsübergreifenden Outcome-Maße des BDI und BSI wiesen Werte von d = 0,89 bis d = 1,08 (BDI-ITT) sowie d = 0,65 bis d = 0,82 (Global Severity Index (GSI)-ITT) auf. Die Responder-Raten lagen für Patientinnen mit Anorexia nervosa bei 48,1%, mit Bulimia nervosa bei 50,8% und mit Essstörung nicht näher bezeichnet (NNB) bei 47,1%. Schlussfolgerungen: In der vorliegenden naturalistischen Studie ließen sich ähnliche, teilweise bessere Effektstärken als in RCTs hinsichtlich der Wirksamkeit der KVT bei Essstörungen finden. Es werden die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit RCTs sowie therapeutische Implikationen unter besonderer Beachtung von Unterschieden zwischen einzelnen Essstörungsformen diskutiert.