ZusammenfassungDie unzureichende Synthese von Progesteron (Hypoluteoidismus, luteale Insuffizienz) ist eine Infertilitätsursache bei der Hündin. Ohne Beachtung der dynamischen Veränderungen der Progesteronkonzentration im Reproduktionszyklus kann die Diagnose Schwierigkeiten bereiten. Die Hündin ovuliert bei einer Serumkonzentration von 5–10 ng/ml (15,7–31,4 nmol/l). In den folgenden 3–4 Wochen steigen die Werte bis auf über 25 ng/ml (~78,5 nmol/l) an und fallen nach einer 7- bis 14-tägigen Plateauphase allmählich ab. Bei der graviden Hündin kommt es ca. 24–48 Stunden ante partum durch Prostaglandin F2α zum abrupten Ab-fall der Progesteronkonzentration auf unter 2 ng/ml (~6,3 nmol/l) . Die Lutealinsuffizienz, charakterisiert als vorzeitige Abnahme der Progesteronsekretion der Corpora lutea, tritt häufig zwischen Tag 20 und 35 der Gravidität auf. Als kritische Grenze zur Graviditätserhaltung gilt eine Progesteronkonzentration von ca. 2 ng/ml (~6,3 nmol/l). Eine niedrigere Konzentration führt zu Fruchtresorption bzw. Abort. Bei Hündinnen mit Verdacht auf Lutealinsuffizienz sollte, beginnend ca. 5–7 Tage nach dem Deckakt, spätestens bei der Frühträchtigkeitsuntersuchung, wöchentlich eine Progesteronmessung mittels quantitativer Testverfahren stattfinden. Bei Werten unter 10 ng/ml (~31,4 nmol/l) ist das Untersuchungsintervall zu erhöhen. Werden vor dem 58./60. Graviditätstag bei lebensfähigen Feten Werte unter 5 ng/ml (~15,7 nmol/l) gemessen oder ergibt sich zwischen dem 20. und 35. Tag bei sonographisch vitalen Feten ein rapider Abfall um 10–15 ng/ml (~31,4–47,1 nmol/l), ist eine Gestagensubstitution indiziert. Zur Verfügung stehen natürliche und synthetische Gestagene , wobei Letztere insbesondere bei Applikation zwischen dem 29. und 35. Tag ein höheres Nebenwirkungspotenzial wie Maskulinisierung weiblicher Feten und Kryptorchismus bei männlichen Feten bergen. Die Substitution von natürlichem Progesteron sollte 2–3 Tage vor dem errechneten Geburtstermin eingestellt werden, da sonst aufgrund des fehlenden Progesteronabfalls eine verlängerte Tragzeit mit Dystokie und Totgeburten die Folge sein kann.