Übersichtsarbeit 411Einleitung Aufgrund der 1975 von Köhler, Milstein und Jerne beschriebenen Hybridomtechnik ist es vor rund 30 Jahren erstmals gelungen monoklonale murine Antikörper primär für die Diagnostik, später auch für therapeutische Zwecke zu entwickeln. Einer der ersten Antikörper war Muromonab, der in der Therapie der Transplantatabstoßung eingesetzt wurde. Bald wurde ein unspezifisches ZytokinRelease-Syndrom, teilweise schon bei der ersten Infusion beobachtet, das in Fieber, Nausea und Exanthemen bis hin zu Multiorganversagen resultierte [1]. Die zunehmende Anwendung von sogenannten Biologika bei Tumoren, Autoimmunkrankheiten und entzündlichen Erkrankungen wie der Psoriasis [2,3] Abbildung 1: Vorgeschlagene Klassifikation unerwünschter Arzneimittelwirkungen auf Biologika (modifiziert nach [7,8]). Bei oft nicht gesichertem Pathomechanismus (z. B. Immunogenität, Immundeviation), ist eine Zuordnung nicht abschließend möglich. Abkürzungen: ADR = unerwünschte Arzneimittelwirkung; CYP = Cytochrom P 450; EGFR = epidermal growth factor receptor; GM-CSF = granulocyte-macrophage colony stimulating factor; ISR = Injektionstellenreaktion; PML = progressive multifokale Enzephalopathie; PRCA = pure red cell aplasia (Erythrozytenaplasie); RCM = Röntgenkontrast-mittel; rHu-EP = rekombinantes humanes Erythropoietin.den UAW ist der Pathomechanismus oft nicht eindeutig geklärt [2].
Typen von BiologikaEs werden drei Gruppen von Biologika unterschieden (Tabelle 1):• Zytokine • Antikörper • Fusionsproteine und lösliche Rezeptorkonstrukte Die Nomenklatur (s. a. http://www.amaassn.org/ama/pub/about-ama/our-people/ coalitions-consortiums/united-statesadopted-names-council.shtml) scheint auf den ersten Blick verwirrend [2,11]. Sie ist folgendermaßen aufgebaut: Das die ersten ein oder zwei Silben umfassende Präfix, ist frei für das Präparat wählbar. Das erste Infix steht für die Zielstruktur oder Krankheitsgruppe, z. B. "-li-" oder "-lim-" steht für Immunsystem, "-tu-" für diverse Tumoren, oder "-kin-" für Zytokinantagonisten. Das zweite Infix in der zweitletzten Silbe steht für die Speziesanteile des Antikör-pers, z. B. "-u-" (humaner Antikörper), "-mo-" (muriner Antikörper) und "-xi-" (chimärer Antikörper) (Tabellen 2, 3). Das Suffix der letzten Silbe "-mab" steht für monoklonaler Antikörper oder Antikörperfragmente. Andere Endsilben sind "-cept" für Rezeptoren und "-inib" für Rezeptorenblocker [11]. So ist der Name des Anti-IgE-Antikörpers Omalizumab folgendermaßen zusammengesetzt: Frei wählbares Präfix "Oma-", "-li-" für das Immunsystem als Target, "-zu-" humanisiert für die Quelle und "-mab" für den monoklonalen Antikörper. Der unterschiedliche Anteil an tierischen und humanen Proteinen hat einen entscheidenden Einfluss auf die Antigenizität und somit auf die Induktion von Antikörpern [12] (Tabellen 2,3). Die vorgeschlagene Nomenklatur für Interleukin (IL)-Antagonisten lautet folgendermaßen: "-nakin" steht für Interleukin-1-Derivate, wie bei Anakinra, "-onakin" für IL-1a, "-benakin" für IL-1b, "-leukin" für IL-2, "-trak...