Zusammenfassung
Ziel Cross-Finger-Lappenplastiken sind trotz aller Fortschritte in der
mikrochirurgischen Rekonstruktion von Fingerdefekten weiterhin ein probates
Rekonstruktionsverfahren. Daten zu Langzeitergebnissen sind jedoch in der
Literatur spärlich. Diese retrospektive, unizentrische Kohortenstudie untersucht
die klinischen und subjektiven Ergebnisse nach Haut- und Weichteilrekonstruktion
an den beugeseitigen Fingern sowie nach Fingerkuppen-Amputation mittels
Cross-Finger-Lappenplastik.
Patienten und Methoden Die Studie umfasste Patienten/-innen, bei welchen
zwischen Januar 2003 bis Juli 2022 eine Cross-Finger-Lappenplastik zur
Rekonstruktion von isolierten Haut- und Weichteilverletzungen an den Fingern
durchgeführt wurde. Insgesamt konnten 35 Patienten/-innen (31 Männer, 4 Frauen,
Durchschnittsalter: 59,0 Jahre±20,1) mittels klinischer Untersuchung und mittels
Quick-DASH-Score sowie einem eigens entwickelten Fragebogen nachuntersucht
werden. Die klinische Nachuntersuchung umfasst die Bestimmung des
Bewegungsradius des rekonstruierten Fingers und des Spenderfingers sowie der
Sensibilität im Bereich der Cross-Finger-Lappenplastik. Der
Nachuntersuchungszeitraum belief sich zwischen 1 und 19 Jahren (Mittelwert: 12,6
Jahre±6,1).
Ergebnis Es ergab sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der
Beweglichkeit des rekonstruierten Fingers und des Spenderfingers im Vergleich
zur kontralateralen gesunden Hand. Alle Patienten berichteten über eine
regelrechte Spitz-/Stumpf-Diskrimination. Es bestand jedoch ein signifikanter
Unterschied hinsichtlich der 2-Punkte-Diskrimination im Bereich der
Cross-Finger-Lappenplastik im Vergleich zu dem gesunden kontralateralen Finger
(p<0,05). Der Quick-DASH-Score belief sich durchschnittlich auf 5,1 von 10
Punkten. Die Zufriedenheit mit dem funktionellen Ergebnis hinsichtlich der
Beweglichkeit und Belastbarkeit der Cross-Finger-Lappenplastik lag
durchschnittlich bei 8,1 von 10 Punkten. Die Zufriedenheit mit dem ästhetischen
Ergebnis des rekonstruierten Fingers lag durchschnittlich bei 7,7 von 10
Punkten. In 4 Fällen wurde von persistierenden Schmerzen bei Belastung des
rekonstruierten Fingers berichtet. In keinem Fall wurde ein Ruheschmerz
beobachtet.
Schlussfolgerung Die Cross-Finger-Lappenplastik stellt ein sicheres und
sinnvoll einsetzbares rekonstruktives Verfahren zur Defektdeckung von palmaren
Verletzungen sowie Fingerkuppen-Amputationen der Finger dar. Im Langzeitverlauf
sind keine Bewegungseinschränkungen aufgrund der temporären iatrogenen
Syndaktylie zu beobachten.