Zusammenfassung
Zielsetzung Die ökonomischen Anreize werden als wichtige Einflussgröße für die rückläufige Entwicklung des Belegarztwesens diskutiert. Um diese These zu überprüfen, werden die Erlöse für belegärztliche Versorgung und alternative Versorgungsformen aus Sicht der Akteure Krankenhaus und Vertragsarzt/Belegarzt und aus gesundheitssystemischer Perspektive vergleichend nebeneinander gestellt und die potenziellen Effekte diskutiert.
Methodik Ein neu vorgestelltes Matchingverfahren nutzt den Operations- und Prozedurenschlüssel (OPS) als Intermediär, um Vergleichbarkeit zwischen den Vergütungssystemen Diagnosis-Related Groups (DRG) und Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM) herzustellen. Die 10 häufigsten matchbaren belegärztlichen DRG werden identifiziert und die Erlöse der Akteure für die alternativen Versorgungsformen bei gleichem OPS gegenübergestellt. Die Krankenhausleistungen werden bei stationärer Versorgung in der Hauptabteilung nach Hauptabteilungs-DRG und in der Belegabteilung nach Belegabteilungs-DRG, ambulante Operationen werden nach Kapitel 31 EBM vergütet. Das Honorar des Vertragsarztes/Belegarztes bemisst sich bei stationärer belegärztlicher Versorgung nach Kapitel 36 EBM und bei ambulanter Versorgung nach Kapitel 31 EBM. Die Gesamtkosten bei belegärztlicher Versorgung entsprechen der Summe aus Belegabteilungs-DRG und dem Honorar nach Kapitel 36 EBM.
Ergebnis Die Erlös-Mediane für die verschiedenen Versorgungsformen und Akteure zeigten folgende Trends: Für das Krankenhaus war die Hauptabteilungs-DRG deutlich attraktiver (im Median € 2320) als Belegabteilungs-DRGs (im Median € 1567). Die Mindereinnahme des Krankenhauses bei ambulanter Versorgung im Vergleich zu der in der Hauptabteilung betrug im Median 81 %. Für den Vertragsarzt/Belegarzt ging eine ambulante Durchführung (im Median € 447) mit einem deutlich höheren Honorar (inkl. Sachkosten) einher als eine belegärztliche (im Median € 270). Unter einem systemischen Kostenblickwinkel ist die ambulante Versorgung am attraktivsten; im Vergleich der alternativen stationären Formen schneidet die belegärztliche Versorgung deutlich günstiger ab als die in einer Hauptabteilung, sie ist rund 23 % günstiger.
Schlussfolgerung Unter Erlösgesichtspunkten sind für beide Akteure Krankenhaus und Vertragsarzt/Belegarzt jeweils andere als die belegärztliche Versorgung attraktiver, die These rückläufiger belegärztlicher Versorgungsrelevanz aufgrund ökonomischer Anreize erweist sich als plausibel. Unter gesundheitsökonomischer Kostenperspektive ist hingegen der belegärztlichen Versorgung im Vergleich zu der in der Hauptabteilung der Vorzug zu geben. Anreize für eine Verlagerung von stationär nach ambulant gehen im Wesentlichen von den für Vertragsärzte/Belegärzte maßgeblichen Vergütungseckdaten aus.