Zusammenfassung
Der Artikel zeigt anhand der Analyse von Strategien und Maßnahmen dreier Schweizer Universitäten, wie Digitalisierung als organisationales Grenzobjekt angeeignet wird. Während das Aufgreifen der Digitalisierungsthematik vordergründig dazu dient, gesellschaftliche Responsivitätserwartungen zu bedienen, kommt ihr die latente Funktion zu, die heterogenen professionellen Interessen innerhalb der Universitäten auf ein gemeinsames Projekt hin zu orientieren. Digitalisierung macht Koordination möglich, ohne einen Konsens über ihre konkrete Bedeutung und Umsetzung in unterschiedlichen Arbeitskontexten vorauszusetzen. Sie kompensiert so die Limitationen hierarchischer Steuerung, die in Governancemodellen der Post-NPM-Ära anerkannt wird, um dennoch eine gesamtorganisationale Handlungsfähigkeit der Universitäten dar- und herstellen zu können. Am Beispiel der Digitalisierung argumentiert der Artikel weiterführend, dass Grenzobjekte nicht ohne weiteres auf Dauer bestehen. Wenn Grenzobjekte die Zusammenarbeit innerhalb von Organisationen wie z. B. Universitäten längerfristig stabilisieren sollen, stellt sich die Frage, wie mit ihrem ephemeren Charakter umgegangen wird. Abschließend kommt der Artikel zu der Einschätzung, dass Grenzobjekte angesichts jüngerer Entwicklungen auch in anderen Organisationstypen, wie z. B. Unternehmen, eine zunehmende Rolle spielen könnten.