Zusammenfassung
Einleitung Die Arzneimitteltherapie wird als Hochrisiko-Prozess bezeichnet und bedarf besonderer Aufmerksamkeit, insbesondere an den Sektorengrenzen. Pharmazeutische Dienstleistungen wie zum Beispiel eine Medikationsanalyse sind geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Sie sind wirksam bei der Erkennung und Behebung von Arzneimittel-bezogenen Problemen. Risiko-Scoring-Tools sind in der Literatur als hilfreiches Instrument zur priorisierten Medikationsanalyse von Patient:innen mit Risiko für Arzneimittel-bezogene Probleme beschrieben.
Methodik In einer Punkt-Prävalenzuntersuchung wurde unter Anwendung eines Medikationsrisiko-Tools der Anteil der Patient:innen mit einem erhöhten Risiko für Arzneimittel-bezogene Probleme bei Aufnahme ins Krankenhaus multizentrisch erfasst. Darüber hinaus wurde das Angebot pharmazeutischer Dienstleistungen durch die Krankenhausapotheken ermittelt.
Ergebnisse Insgesamt haben sich 11 (58%; 11/19) Krankenhausapotheken in Sachsen an der Punkt-Prävalenzuntersuchung beteiligt. Es wurden 875 Patient:innen eingeschlossen. Bei 32% (279/875) der Patient:innen wurde ein erhöhtes Risiko für Arzneimittel-bezogene Probleme mittels Scoring-Tool (Meris-Score >12-Gruppe) ermittelt. Dabei betrug die Anzahl der Arzneistoffe in der Meris-Score >12-Gruppe 10,6 (Mittelwert; Standardabweichung 3,5; n=279), in der Meris-Score ≤12-Gruppe waren es nur fünf Arzneimittel pro Patient:in (Mittelwert 4,6; Standardabweichung 2,8; n=596). Das Alter der Patient:innen in der Meris-Score >12-Gruppe betrug im Mittel 75,9 ± 11 Jahre, während das Alter der Patient:innen in der Meris-Score ≤12-Gruppe im Mittel 60,6 ± 17,9 Jahre betrug.
Diskussion Die Priorisierung mit Hilfe eines Scoring-Tools erschient bei den derzeit noch nicht regelhaft etablierten pharmazeutischen Dienstleistungen in sächsischen Krankenhäusern besonders wichtig, um Patient:innen mit einem erhöhten Risiko für Arzneimittel-bezogene Probleme frühzeitig zu identifizieren.