Die Corona-Pandemie und Multiple Sklerose: Impfungen und deren Implikationen für Patienten – Teil 1: Empfehlungen

Abstract

ZusammenfassungDie aktuelle COVID-19-Pandemie stellt eine weltweite Gesundheitskrise dar. Nicht zuletzt mit dem Aufkommen diverser Virusmutationen entstehen insbesondere für das Gesundheitswesen laufend neue Herausforderungen. Angesichts der Vielfalt an immunmodulatorischen und immunsuppressiven Therapien für die Multiple Sklerose (MS) sowie der enormen Entwicklungen im Bereich der Vakzinenherstellung besteht ein hoher Informationsbedarf für Menschen mit MS. Ziel dieser Arbeit ist es daher, einen Überblick über MS und COVID-19 sowie die damit einhergehenden Implikationen für MS-Patienten, insbesondere das Impfwesen betreffend, aufzuarbeiten und entsprechende Empfehlungen auszusprechen.

Infektionen und Multiple Sklerose

“…EBV kann ein molekulares Mimikry (s. ▶abb. 2) verusachen, das CD8 + -T-Zellen dazu veranlasst, sich u. a. gegen das Myelinbasische Protein (MBP) und das gliale Zelladhäsionsmolekül (GlialCAM) zu richten [17,22,24]. Eine durch EBV hervorgerufene infektiöse Mononukleose (IM) in der Vorgeschichte und Anti-EBV-(Anti-VCA-und Anti-EBNA-)-Antikörper sind mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer MS verbunden [15].…”

“…Komorbide Erkrankungen beeinflussen auch das Infektionsrisiko. Beides kann die bei MS reduzierte Lebenserwartung weiter verringern [7,8,14,17,36,47,51,52]. In einer Studie mit 447 mit DMT behandelten Patienten des dänischen Multiple Sklerose-Registers (DMSR) waren während der bis zu dreijährigen Nachbeobachtung 16 mit Infektionen ins Krankenhaus eingeliefert worden.…”

“…So kann das bei einer MS erhöhte Infektionsrisiko -wieder abhängig von Komorbiditäten etc. -durch einige DMTs weiter zunehmen [12,17,50,53,71,72].…”

“…Zur Beteiligung von Infektionen an der Immunpathogenese der MS existieren verschie-dene Theorien, die mehrere komplexe immunologische Mechanismen umfassen (s. ▶abb. 2) [16][17][18][19]…”

“…Sonderfall SARS-CoV-2-InfektionFür eine SARS-CoV-2-Infektion oder einen schwereren COVID-19-Verlauf scheinen MS-Patienten nach übereinstimmender Auffassung nicht per se einem erhöhten Risiko zu unterliegen[17,18,133]. Dieses beruht vielmehr auf den MS-assoziierten Merkmalen: So scheinen für einen schwereren COVID-19-Verlauf bei MS-Patienten -wie in der Bevölkerung auch -neben allgemeinen kardiovaskulären Risikofaktoren wie BMI/Adipositas, Diabetes mellitus und Begleiterkrankungen vor allem ein höheres Alter, ein stärkerer Behinderungsgrad mit schlechter Mobilität und ein progressiver MS-Typ maßgeblich zu sein[134][135][136].…”