Zusammenfassung: Während der COVID-19-Pandemie zeigte sich eine Zunahme an psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen. Inwieweit Kinder und Jugendliche notwendige stationäre Behandlung erhielten und ob sich die in Studien gefundene Zunahme an affektiven und Essstörungen auch in der Krankenhausbehandlung wiederfindet, ist bisher unklar. Deshalb wurde anhand von Krankenhaus-Routinedatenfiles nach § 21 KHG (Krankenhausfinanzierungsgesetz) des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) ein präpandemischer und ein pandemischer Halbjahreszeitraum (1. HJ 2019 vs. 1. HJ 2021) hinsichtlich der Fallzahlen, Diagnosen und Verweildauern in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (KJPP) und der Pädiatrie deskriptiv analysiert. Zusätzlich wurde die Zahl der Notfallaufnahmen in der KJPP ausgewertet. Es zeigte sich eine Zunahme internalisierender Störungen (Depression, Anorexia nervosa, Belastungsstörungen) und eine Abnahme von Störungen des Sozialverhaltens mit emotionaler Störung in der KJPP. Daneben bildete sich eine deutliche Zunahme von Anorexien in der Pädiatrie ab, während die Behandlungen wegen Alkoholintoxikation sich dort halbierten. Das Notfallaufkommen in der KJPP veränderte sich im Bundesdurchschnitt nicht. In Regionen mit niedriger Bettenmessziffer (BMZ) wurde die Notfallversorgung in der KJPP priorisiert und die Verweildauer nahm ab, in Regionen mit guter BMZ und in der Pädiatrie nahm die Verweildauer tendenziell zu. Ein kontinuierliches Monitoring der Krankenhausversorgung unter Pandemiebedingungen unter Berücksichtigung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher ist zu empfehlen.