Zusammenfassung: Dieser Beitrag gilt einem genauen Blick auf ein Poster, das, vom euroföde-ralen zeitgeist inspiriert, für die Einheit Europas mit einem segelschiff wirbt und das 1950 den ersten Preis in einem Preisausschreiben der Marshal-Plan-Behörde gewann. Der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew Moravcsik verwendete es 1998 auf einem Bucheinband mit völ-lig veränderter Bedeutungszuschreibung, da für ihn als "Intergouvernementalisten" Europa eher einem staatenbund ähnelt. An Hand dieses Plakats lässt sich das Kontinuum der Diskussion über die Rechts-und staatsnatur der Europäischen union markieren und die frage nach ihrer Natur aufschlüsseln: Ist sie ein Bundesstaat, Bund, Verfassungsverbund, staatenverbund, staatenbund? Oder ein unikum? Diese zeichnung eines staatsschiffs ist eine bildliche politische Metapher, die auf einer alten, vieldeutigen und mehrschichtigen tradition beruht. Auch das Lissabon-urteil des Bundesverfassungsgerichts wird in diese Bestandsaufnahme einbezogen. Der Beitrag zielt darauf, eine sozialwissenschaftlich-ikonographische Bilanz zu einer für Deutschland weiterhin lebenswichtigen rechtswissenschaftlichen Kontroverse zu ziehen. © Vs-Verlag 2009 für die erste Übersetzung ins Deutsche danken wir Melike Wulfgramm. Die Kernideen dieses Artikels erschienen am 4. März 2009 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. für eine englischsprachige Version dieses Artikels siehe: stephan Leibfried et al. (2009). Wir haben sehr vielen für diese mühsame sammelarbeit und für sehr viele Anregungen zu danken: Armin schönberger und Gerd Winter. Ohne die viele konstruktive Kritik und wertvolle unterstützung dieses Projekts hätte sich dieses Europa-schiff nicht auf Kurs halten lassen. Prof. Dr. s. Leibfried () Professor der Politikwissenschaften und sprecher des sfb staatlichkeit im Wandel (sfb 597) der universität Bremen, Bremen, Deutschland E-Mail: stephan.leibfried@sfb597.uni-bremen.de s. M. Gaines schriftstellerin und Übersetzerin beim sfb 597 in Bremen, Bremen, Deutschland Dr. L. frisina Politikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des sfb 597 in der vergleichenden Gesundheitsforschung, Bremen, Deutschland 390 s. Leibfried et al.
Abstract:What ist the nature of the European union? Does it have the characteristics of a state, and if so, which? We employ a simple image-a poster that won a Marshall Plan competition in 1950-to examine the various legal perspectives of the Eu that have emerged over the past six decades. Created as a symbol of European unity at the outset of European integration, the image was used half a century later on the book cover of Andrew Moravcsik's instant classic on intergovernmentalism. Here, we interpret the image yet again-in four different basic ways. this attempt to sort out the legal perspectives of the Eu was inspired by the Lisbon treaty Case that has been decided by the German Constitutional Court in 2009 by employing a "container state" conceptualization of Germany's political and constitutional situation.Keywords: European integration · Legal nature...