Inhalt Einerseits können drei verschiedene Formen eines Kanons sicher identifiziert werden: ein Proportionskanon innerhalb der ägyptischen Kunst, ein Farbkanon bezogen auf die Farbgebung der Hieroglyphen sowie ein Kanon in Bezug auf Maße und Gewichte. Andererseits ist es weitaus schwieriger einen Kanon religiöser Schriften zu bestimmen. Der Grund dafür könnte in der Unterscheidung zwischen heiligen und kanonischen Texten liegen wie sie etwa von Jan Assmann vorgenommen wurde. Ihm zufolge gingen die kanonischen Texte aus den kulturellen Texten hervor und benötigten einen Kommentar. Dagegen bedurften die heiligen Texte keines Kommentars, sondern präziser Rezitation. Übertragen auf die ägyptische Weisheitsliteratur als kanonische Kompositionen sowie auf die Totentexte als heilige Texte zeigt sich jedoch eine genau entgegen gesetzte Situation. Hinzu kommt das Problem der Identifizierung eines echten Kommentars. Als neuer Ansatz gilt der Vorschlag die Kanonfrage nicht in Abhängigkeit von der Gattungsfrage zu betrachten, sondern im Hinblick auf die religiöse Intention des Autors.