InhaltsubersichtDie Loslichkeit der Silberhalogenide AgCl, AgBr und AgJ bei 18" C in Wasser uud in Natriumhalogenidlosungen bis zu Konzentrationen von 2 Mol/Liter aufwarts wurde radiochemisch bestimmt. Die Versuche wurden mit gefallten und gealterten Silberhalogenidprapafaten durchgefuhrt, die mit 1l"Ag bzw. 111Ag markiert waren. Der EinfluB der Aktivitatskoeffizienten auf die Loslichkeit der Silberhalogenide wird diskutiert. Die rechnerische Analyse der Loslichkeitskurven ergibt : Alle Silberhalogenide liegen zu einem kleinen Bruchteil auch in undissoziierter Form in der Losung vor, sie sind also keine starken Elektrolyte. I n dem untersuchten Bereich treten folgende Komplexverbindungen hervor: [AgX,]-, [AgX,]--(X = Halogen) und beim AgJ bpi hoheren Jodidkonzentrationen auch [AgX,]---. Die Dissoziationskonstanten dieser Komplexverbindungen werden berechnet. Die Stabilitat gleichartiger Komplexverbindungen steigt vom Chlorid zum Jodid an. n AgX + m X-+ [AgnXntmIm-. Dabei entstehen Halogenoargentatanionen. Im Falle mehrkerniger Komplexe ist n > 1. Die ersten eingehenden Untersuchungen uber diese Vorgange hat HELLWIQ l) angestellt. Er bestatigte unter anderem die Existenz der Verbindungen KAg J2, K,AgJ,, 1) K. HELLWIQ, Z. anorg. Chem. 26, 157 (1900). Z. anorg. allg. Chemie. Bd. 292. 7 98 Zeitschrift fur anorganische und allgemeine Chemie. Band 292. 1957 und KAg(CNS), in fester Form. Spater bcstimmte FORBES~) die Loslichkeit von AgCl in HCl, NaCl-und NH,Cl-Losungen, deren Konzentration zwischen etwa 0,8 und 8 Mol/ Liter lag. Er folgerte, daB [AgCl,]---und [AgCl,]----(mijglicherweise auch [AgC1J4--) Ionen in der Losung vorhanden seien. [AgCl,]--Ionen wurden in diesem*Konzentrationsbereich nicht gefunden. Die Bildung eines festen Komplexsalzes K,AgJ, wurde von ISHIKAWA, TACHAKI und MUROOKA3) bestatigt. GORBATSCHEW4) mischte Silbernitrat-und Alkalihalogenidlosungen bis zum Eintritt bleibender Trubung und berechnete die Dissoziationskonstanten der entstehenden Koniplexverbindungen. In ahnlicher Weise bestimmten PINKUS und TIMMERMANNS5) die Loslichlteit von AgC1 in 0,001: bis 1-molaren wal3rigen Losungen von HCI, KCl, NaCl und LiCl nephelometrisch. Sic karnen zu dem SchluB, daB in verdiinnten Losungen groatenteils Kolloide vorliegen, in konzentrierteren Losungen jedoch fast ausschlieBlich Komplexbildung stattfindet. E R B E R~) untersuchte die Loslichkeit der Silberhalogenide in den zugehorigen Halogenwasserstoffsaui-en im Konzentrationsbereich von etwa 1 bis 10 Mol/ Liter und schlod auf das Vorherrschen dcr Komplexverbindungen [AgC14]3-, [Ag,Br6]4und [Ag,J6]*-in diesem Gebiet. Die Untersuchungen iiber die Loslichkeit und die Komplexbildung der Silberhalogenide in Alkalihalogenidlosungen wurden vor einigen Jahren (seit etwa 1950) in verstarktem MaBe wieder aufgenommen. Dabei kommt den Arbeiten von LEDEN undMitarbeitern7-9) sowie von JONTE und MARTIN^^) eine besondere Bedeutung zu. Mit der Loslichkeit von AgCl in 1-his 5-molaren NaC1-Losungen beschaftigt sich eine Untersuchung von LEDEN'), aus der sich ergibt, daB bei Ch...