ZusammenfassungDer Beitrag gibt Einblick in zwei Tanzbildungsformate, die explizit mit digitalen Tools gearbeitet haben, und zielt darauf ab, die unterschiedlichen Rezeptionsweisen webbasierter Videoplattformen und die damit einhergehenden Innenperspektiven der Jugendlichen empirisch nachzuzeichnen. Datengrundlage bilden insgesamt n = 10 Interviews mit Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren (w = 8, m = 2). Sechs Interviews stammen aus dem Forschungsprojekt #digitanz, welches in einem schulischen Setting die Erprobung digitaler Tools zum Ziel hatte. Ergänzt werden diese durch aktuell erhobene Interviews (n = 4) mit Teilnehmenden eines außerschulischen Tanzangebotes (Tanz dein Leben). Inhaltlich wurden beide Datensätze auf Aussagen bezüglich der Rezeption tänzerischer Inhalte über die Apps TikTok, YouTube und Instagram analysiert. Die Daten wurden zur Verdichtung zentraler Kategorien inhaltsanalytisch in einem iterativen Verfahren computergestützt mittels MAXQDA (2020) codiert. Die Auswertung erfolgte zunächst induktiv mittels offener Codierung im Wechselspiel mit bereits bestehenden theoretischen Vorannahmen der Befragungsdaten (vgl. Kuckartz 2018; Mayring 2010). Zur Analyse wurden theoretische Bezüge einer soziokulturellen Perspektive des Mobilen Lernens aus der Medienpädagogik fruchtbar gemacht, die soziale und technologische Strukturen, Handlungsweisen und kulturelle Praktiken berücksichtigt (vgl. Pachler et al. 2010). Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendlichen den Umgang mit videobasierten Social-Media-Plattformen als sehr ambivalent erleben. Apps wie TikTok und Instagram verbinden und trennen Konsument*innen zugleich. Sie stellen Jugendlichen einen Raum zur Verfügung, in dem sie sich eigenständig erproben und mutig einem breiten Publikum präsentieren können. Das birgt ein großes Potenzial für das persönliche Wachstum Einzelner. Gleichzeitig werden Instagram und Co. als toxisch, schnelllebig und anstrengend empfunden.