Hauptreferate: Molekulare TumorpathologieIm Kontext der Änderung der WHOKlassifikation aus dem Jahre 2004 wurde die Einteilung des Gradings in "Low-" und "High-grade-Tumoren" mit dem Begriff der genetischen Stabilität bzw. Instabilität namentlich und inhaltlich untermauert [7,12]. Insbesondere war bis dahin durch molekulargenetische Daten aus dem Tumorgewebe deutlich geworden, dass die nichtinvasiven High-grade-Tumoren häufig p53-und p16-Mutationen aufweisen und oft als Zeichen der genetischen Instabilität auch eine Aneuploidie zeigen.Für die flachen urothelialen Läsionen wurde gleichartig festgelegt, dass die genetisch instabile Zelle oder Zellgruppe auch ohne vollständige Schichtungsstö-rung des Urothels schon eine High-gradeLäsion ist. Damit wird der genetisch instabilen Zelle, die mikroskopisch als hyperchromatische unreifere Zelle erkennbar ist, eine wesentliche diagnostische Bedeutung gegeben, die die Therapieentscheidung des Urologen beeinflusst. Hingegen zeigen die nichtinvasiven Low-grade-Tumoren überwiegend Chromosom-9-Deletionen und -Mutationen.Die WHO-Klassifikation wurde als Arbeitsklassifkation bezeichnet, und es gilt, den genetisch stabilen Tumor vom genetisch instabilen Tumor weiter abzugrenzen. Wesentliche neue Erkenntnisse kommen durch Daten zum Verteilungsmuster der FGFR3-Mutationen, durch transgene und "Knock-out-Modelle" und den Versuchen, die Stammzellen zu identifizieren.
FGFR3Der
Neue Erkenntnisse aus MausversuchenZu den Beobachtungen der Verteilung von FGFR3-Mutationen gibt es eine Parallele aus transgenen Mausmodellen und Knock-out-Maussystemen. Wenn das HRas-Gen konstitutiv aktiviert wird, entsteht in der Mausharnblase eine Hyperplasie des Urothels, die in Abhängigkeit von der Stärke der Genaktivierung zu papillären Low-grade-Tumoren fortschreitet, die nicht progredient werden [18].Bei einigen Mutationen des FGFR3-Gens kann es zur konstitutiven "Down-streamAktivierung" von ras-GTPase kommen, dessen Resultat dem der H-Ras-Mutation identisch ist und sich im Mausversuch gegenseitig ausschließt (. Abb. 1 a).Wichtig für das Verständnis der Tumorentstehung allgemein ist, dass das normale Urothel durch die Proteine der Retinoblastomgenfamilie besonders geschützt ist. Hierbei handelt es sich sowohl um das pRB-Protein selbst als auch um p107 und p130. Diese Proteine werden über die gesamte Höhe des Urothels exprimiert und sind eine Erklärung dafür, dass das normale Urothel eine niedrige "Turnover-Rate" von 200 Tagen hat. Dabei ist es auch faszinierend, dass die normale Deckzelle nicht nur vor toxischen Substanzen im Urin schützt, sondern auch verhindert, dass die im Urin relativ hoch konzentrierten Wachstumsfaktoren der Tyrosinkinasefamilie (insbesondere der epidermale Wachstumsfaktor/EGF) an die Basalzellen herankommen, die die einzige Zellpopulation mit dem EGF-Rezeptor im Urothel ist [14].Kommen wir zurück zum Schutz durch die Retinoblastomgen-Proteine, dann wird verständlich, dass sowohl eine alleinige p53-Mutation als auch eine p53-und pRB-Mutation nicht mit invasivem Wachstum im Mausmode...