Einleitung in die Beiträge des BandesIm Kontext von Hochschullehre gibt es derzeit (zu) wenig "experimentelle" Herangehensweisen -es überwiegt die Haltung, dass aufgrund bestehender "Lehrbefugnis" oder nachgewiesener "pädagogischer Eignung" selbstredend ein hohes Maß an Reife der zugrunde liegenden Didaktik vorausgesetzt werden kann. Es besteht daher kaum ein Grund für didaktische Versuche mit ungewissem Ausgang. Spricht man in diesem Kontext dennoch davon, experimentell vorzugehen, etwas Neues auszuprobieren oder gar Wagnisse einzugehen, von denen man vorab nicht weiß, worauf sie hinauslaufen werden, macht man sich schnell verdächtig.Diese Haltung ist leider derzeit an Hochschulen in der gesamten Bundesrepublik weitverbreitet. Sie fußt auf einer grundlegend unakademischen Einstellung.Mit der vorliegenden Publikation möchten wir eine Lanze dafür brechen, dass im Kontext von Hochschullehre auch experimentell vorgegangen wird. Sie stellt dabei etablierte didaktische Konzepte und Formate keineswegs in Frage -ist mithin nicht als konkurrierender, sondern als ein dazu komplementärer Beitrag anzusehen.Experimentelles Handeln ist im Anschluss an Benner (1991, S. 340) bspw. sogar eine didaktische Grundhaltung, die neben der Problematisierung einer beobachteten Praxis (problematisieren) und der theoriegeleiteten Entwicklung eines Reform-Modells (d. h. dem Entwurf von Problemlösestrategien) geradezu im Zentrum pädagogischen Handelns steht: Erst im Anschluss an eine experimentelle Phase können pädagogische Erfahrungen sinnvoll abgeleitet werden, die wiederum der Reflexion unterzogen und somit zur Weiterentwicklung von Theorie dienen können. Entsprechende Heuristiken liegen anhand qualitativer Forschungsformen vor (Burkart, 2010; Kleining, 1991). Im internationalen Sprachgebrauch hat sich der Begriff des "Designs" für diese Art reflektierter Problemlösungen etabliert: "As a design scientist in my field, I attempt to engineer innovative educational environments and simultaneously conduct experimental studies of those innovations" (Brown, 1992, S. 141). Design Research ist inzwischen weit mehr als nur ein spezieller Forschungszweig der sogenannten Educational Technology-Szene -vielmehr wird das Konzept inzwischen häufig mit experimentellem Handeln im Kontext von (Hochschul-)Bildung allgemein assoziiert: "design experiments are extended (iterative), interventionist (innovative and design-based), and theory-oriented enterprises whose 'theories' do real work in practical educational contexts" (Cobb, Confrey, diSessa, Lehrer & Schauble, 2003, S. 13).Lehrexperimente der Hochschulbildung. Didaktische Innovationen aus den Fächern.