Die wirtschaftspolitischen Probleme unserer Zeit werden immer komplexer und komplizierter – genauso wie ihre Lösung. Dabei spielen insbesondere fünf Herausforderungen eine zentrale Rolle für entwickelte Volkswirtschaften wie Deutschland: erstens eine wachsende Kritik am internationalen Handel, zweitens ein zunehmender Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines weiteren Wirtschaftswachstums, drittens komplexer werdende Verteilungskonflikte, viertens nachlassende politische Gestaltungsmöglichkeiten der Nationalstaaten und fünftens ein stärkerer Systemwettbewerb der Marktwirtschaften mit Schwellenländern. Die Corona-Pandemie wird zahlreiche wirtschaftliche Probleme wie z. B. die Einkommensungleichheit, die Verschuldung von Staaten und Unternehmen sowie den wachsenden Protektionismus verstärken. Eine zentrale Herausforderung für die Wirtschaftspolitik in Deutschland besteht darin, dass die Zielkonflikte zunehmen, während die Lösungsmöglichkeiten der nationalen Politikgestaltung abnehmen. Eine Fokussierung auf die Allokationseffizienz ohne eine Berücksichtigung von Fragen der Einkommens- und Vermögensverteilung, der Auswirkungen auf Umwelt und Klima, auf immaterielle Lebensaspekte etc. wird zunehmend schwieriger. Die Entwicklung geeigneter wirtschaftspolitischer Maßnahmen wird dadurch zukünftig noch anspruchsvoller als sie ohnehin schon ist. Der Bedarf an einer theorie- und evidenzbasierten Wirtschaftspolitik, die diese Zielkonflikte adressiert, nimmt zu. Gefordert sind langfristig angelegte Maßnahmenpakete, die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Politikbereichen berücksichtigen. Das verlangt auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und eine größere Methodenvielfalt in der Forschung.