Zusammenfassung
Bewertungen sind an der Hervorbringung sozialer Ordnungen beteiligt. Wenngleich als Leitunterscheidung benannt, wird im Forschungsfeld der Bewertungssoziologie die Unterscheidung von wertvoll und wertlos jedoch häufig übergangen und die Rolle von destruktiven Praktiken unterbeleuchtet; das Feld kann profitieren von den instruktiven, aber disziplinär fragmentierten Beiträgen der Abfallforschung. Der vorliegende Beitrag entwickelt eine soziologische Perspektive, in der Abfälle als werterzeugende Instanzen im Zentrum stehen. Wie können Abfall und Wert in ihrer Relation und im Sinne einer Überschneidung von Sozialität und Materialität näher bestimmt werden? Inwiefern wirken abfallspezifische Praktiken ordnungsstiftend?
Teilnehmende Beobachtungen aus einem Recyclingbetrieb und die Ethnographie einer gescheiterten digitalen Innovation von Google haben die Untersuchung angeregt. Mit den zwei qualitativen Fallstudien wird die Grundunterscheidung von Bewertung und Wertung weiterentwickelt, als fruchtbar erweist sich dabei, eine wirtschaftssoziologisch geläufigen Optik von „Wertschöpfung“ umzustellen auf soziomaterielle Prozesse von „Deformation“ und „Entsorgung“.