ZusammenfassungWird bei einem Kind mit einer Störung im Sprech- oder Spracherwerb eine sprachtherapeutische Intervention verordnet, muss der Arzt voraussetzen können, dass die Maßnahme adäquat durchgeführt wird und im Einzel-fall nützlich ist. Der vorliegende Beitrag klassifiziert publizierte Therapieansätze, die im deutschsprachigen Raum insbesondere für umschriebene Sprachentwicklungsstörungen vorgeschlagen wurden. Unterschieden werden eltern- vs. kindzentrierte Ansätze sowie ganzheitliche Therapieformen, die zur Verbesserung der Sprache auf kognitive Funktionen und Handlungsfähigkeit abzielen, vs. sprachspezifische Ansätze, die das sprachliche Regelsystem direkt fokussieren. Unter den sprachspezifischen Ansätzen weisen der patholinguistische, der entwicklungsproximale und der kontextoptimierte Ansatz theoretische und methodische Gemeinsamkeiten auf: Das entwicklungsorientierte, störungsspezifische und inputstrukturierende Vorgehen soll ein Fortschreiten des Spracherwerbs auslösen. Wirksamkeitsnachweise zeigen, dass die Sprachtherapiewissenschaft etliche Erfordernisse der evidenzbasierten Praxis erfüllt und die anstehenden inhaltlichen und methodischen Forschungsaufgaben konkret benennt.