ZusammenfassungSeit einigen Jahren wird der Einbürgerungsprozess in Deutschland optional um eine offizielle Feier für die Neubürger*innen ergänzt. Die vorliegende rekonstruktive Analyse fasst diese Einbürgerungsfeiern als eine Instanz der symbolischen Arbeit an gesellschaftlicher Zugehörigkeit auf. Auf ihnen wird die nationale Zugehörigkeit zunehmend dekonstruiert und durch alternative Bestimmungen von Zugehörigkeit ersetzt, die vier Codes folgen: dem Lokalen, der (Hoch‑)Kultur, der Leistung und der Bürgerlichkeit. Diese Codes werden auf den Feiern in Reden ausgedeutet, in Musik, Geschenken und weiteren Feierelementen symbolisiert sowie mit Blick auf die Alltagserfahrungen der Teilnehmenden verankert. Die Einbürgerungsfeiern spiegeln damit einerseits eine generelle Entwicklung zu liberaleren und zugleich stärker kulturalisierten Bestimmungen von Zugehörigkeit wider, die sowohl die öffentlichen Debatten der letzten Jahrzehnte als auch die Anpassung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts geprägt haben. Andererseits finden die Feiern mit der symbolischen Arbeit an den Codes eine eigenständige rituelle Antwort auf die Ambivalenzen, die durch diese Debatten und neuen gesetzlichen Regelungen hervorgebracht wurden.