Zusammenfassung
Hintergrund
Durch eine zunehmende Kompetenzorientierung des Medizinstudiums und der Weiterbildung werden chirurgische Currikula vielerorts angepasst. Diese sollten, neben chirurgischem Wissen und praktischen Fertigkeiten, auch Kompetenzen zu Differenzialdiagnostik und -therapie vermitteln. Die Vermittlung chirurgischen Wissens durch Vorlesungen und Seminare und der Nachweis praktischer Fertigkeiten, z. B. mithilfe des Einsatzes von Logbüchern im Blockpraktikum (BP) Chirurgie, führt nur eingeschränkt zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den chirurgischen Kompetenzen zu Differenzialdiagnostik und -therapie. Ein reflexionsbasiertes Portfolio kann, durch die eigenständige schriftliche Bearbeitung chirurgischer Themen eine aktive Auseinandersetzung mit den Kompetenzen ermöglichen und verspricht einen höheren Lerneffekt. Bei der Implementierung eines solchen Portfolios im Rahmen des Tätigkeitsnachweises im BP wurden die Effekte auf den Kompetenzerwerb und auf die Art und Weise des Lernens untersucht.
Material und Methoden
Mit einer Kombination aus einer quantitativen und einer qualitativen Methode („mixed methods“) haben wir den Einsatz eines Logbuchs im BP Chirurgie mit dem Einsatz eines reflexionsbasierten Portfolios verglichen. Mittels Fragebogenerhebungen vor und nach dem BP erfolgte durch die Studierenden eine Selbsteinschätzung von Kompetenzen. Im Rahmen von Fokusgruppeninterviews anhand eines Leitfadens, mit Diskussionen unter Studierenden, haben wir die unterschiedlichen Wege des Kompetenzerwerbs untersucht. Zusätzlich wurden die Prüfungs- und Evaluationsergebnisse beider Kohorten verglichen.
Ergebnisse und Diskussion
Der in der Selbsteinschätzung erhobene Kompetenzerwerb der Studierenden und die Prüfungs- und Evaluationsergebnisse zeigten im Vergleich beider Kohorten keinen Unterschied. Im Rahmen der Fokusgruppeninterviews konnten wir zeigen, dass in der Wahrnehmung der Studierenden chirurgische Kompetenzen mithilfe eines reflexionsbasierten Portfolio sichtbarer und damit eindeutiger gemacht werden können. Zusätzlich wurde selbstreguliertes Lernen der Studierenden gefördert, ohne dass praktische Fertigkeiten vernachlässigt wurden. Eine stärkere Supervision und Anleitung durch Mentor:innen wurde in beiden Gruppen gefordert.