ZusammenfassungSchule ist kein asexueller Sozialraum. Gerade das Fach Sport dürfte aufgrund seiner Körperzentrierung vielfältige Bezüge zur Sexualität bieten, was aber bislang kaum untersucht wurde. Im Beitrag wird der zentralen Frage nachgegangen, wie sich die Sexualität von Schüler*innen im Sportunterricht als ein diskursives Phänomen konstituiert. Hierzu wurde eine qualitative Diskursanalyse durchgeführt, die sich auf Onlineforen stützt und Datenmaterial aus dem Zeitraum 2007–2021 berücksichtigt. Die Befunde, die mit den Analyseverfahren der Grounded Theory herausgearbeitet wurden, zeigen, dass Sexualität im Sportunterricht als ein diskursives Phänomen äußert facettenreich ist, so an Themen wie Kleidung, Körpernähe oder Koedukation gebunden ist und dabei als hierarchisches Geschehen im Zusammenhang der Rollen von Lehrer*innen und Schüler*innen, als emotionales Geschehen in Verbindung mit Scham, Empörung, Ekel, Neugierde oder Lust, aber auch als alltägliches wie omnipräsentes Geschehen kontextualisiert wird. In einer differenzierten Beschreibung des Phänomens werden themenübergreifend die zentralen Ursachen (insbesondere die starke Normierung des Phänomens), Konsequenzen (zum Beispiel soziale Verurteilungen als Folge von Verhaltensweisen, durch die sich andere belästigt fühlen) und Strategien des Umgangs mit Sexualität (zum Beispiel das Verstecken der Erektion bzw. der Brüste) herausgestellt. Auf Basis der Phänomenbeschreibung wird die Sexualität von Schüler*innen als ein Drahtseilakt deutlich, der darin besteht, teils divergierende Normen gekonnt auszutarieren, was zukünftig von der Schulsportforschung tiefergehend zu untersuchen ist.