Die Amaryllidaceae-Alkaloide bilden eine wichtige Klasse von Naturstoffen, [1] von denen speziell das Pancratistatin (1) und seine engen Anhydro-und Desoxy-Verwandten Narciclasin (3), Lycoricidin (4) und trans-Dihydrolycoricidin (2) aus den Wurzelknollen der Hawaiianischen Hymenocallis littoralis isoliert wurden.[2] Diese Verbindungen haben erhebliches Aufsehen erregt wegen ihres interessanten biologischen Wirkspektrums, das potente cytotoxische, antivirale und Insektenfraß hemmende Eigenschaften umfasst. [1][2][3] Gegenwärtig wird ein Wirkmechanismus favorisiert, nach dem die Proteinbiosynthese durch eine Inhibition der ribosomalen tRNA-Bindung unterbrochen wird.[4] Somit bildet das einzigartige, hoch oxygenierte Phenanthridongerüst eine vielversprechende Leitstruktur auf der Suche nach neuen Tumortherapeutika.Die Strukturen 1-4 waren Ziel von Totalsynthesen, [5,6] deren Hauptproblem in der gezielten Installation der fünf bis sechs benachbarten stereogenen Zentren lag, einschließ-lich der Verknüpfungsstellen der B-und C-Ringe. Systematische Untersuchungen zur minimalen PharmacophorStruktur wurden erst in jüngster Zeit angegangen, [6][7][8][9] was in der begrenzten Verfügbarkeit des Naturstoffs und der Komplexität der Kernstruktur begründet ist. Aus diesen Studien kann geschlossen werden, dass die biologische Aktivität auf folgenden Kernelementen beruht: 1) dem Piperonylring A sowie 2) der trans-Konfiguration der B-C-Ringverknüpfung, die 3) die korrekte räumliche Ausrichtung der peripheren Hydroxyfunktionen im Aminocyclitolring C sichert. Zumindest die korrekt positionierte 4-sowie eine oder beide der 2-und 3-Hydroxygruppen scheint für den minimalen Pharmacophor obligatorisch zu sein.[9] Während gezeigt werden konnte, dass oxygenierte Seco-Derivate inaktiv sind, [6,8] ist die Notwendigkeit einer Lactameinheit in Ring B bisher unbewiesen.Unter der Annahme einer solchen hypothetischen Minimalstruktur schien uns der Ersatz der Cyclitoleinheit durch einen Kohlenhydratbaustein eine zulässige Strukturvariation zu sein, weil die meisten Hexoaldosen und -ketosen in wässriger Lösung eine cyclische Pyranosestruktur bevorzugen. Zusätzlich zur anomeren Hydroxygruppe, die dann die 2-OH-Gruppe im Pancratistatin ersetzt, könnte eine Ketoseeinheit wie in 5 möglicherweise eine primäre CH 2 OH-Gruppe so positionieren, dass sie die zusätzlichen hydrophilen Kontakte von 1-OH in 1 bei der Effektorbindung ersetzen könnte. Das B-Lactonanalogon 5 erschien daher ein interessantes Syntheseziel (ebenso wie damit verwandte Stereoisomere). Der Hauptvorteil einer solchen Synthesestrategie liegt in der relativ einfachen Aufgabe, an einen Aromaten eine lineare Kohlenhydratkette zu knüpfen. Das Kohlenhydratfragment selbst ließe sich enzymatisch mit einer Aldolasereaktion erzeugen, die eine Kettenverlängerung durch ein Dihydroxyacetonfragment bewirkt unter gleichzeitig kontrollierter Installation der nötigen Absolutkonfiguration.[10] Vorteilhaft ist dabei, dass die bekannten Dihydroxyaceton-abhängigen Aldolasen eine ungewöhnliche Vielfalt an Ald...