Zusammenfassung. Studienwahlmotive von Lehramtsstudentinnen und -studenten sind in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus von Forschungsvorhaben gerückt und erweisen sich als wichtiger Prädiktor für Studienerfolg und den Aufbau professioneller Kompetenzen. Dabei zeigt sich insbesondere das Erwartungs-Wert-Modell der Motivation als geeignete theoretische Grundlage zur Klassifikation und Operationalisierung verschiedener Studienwahlmotive. Zudem tragen die Betrachtung von Motivprofilen und Vergleiche verschiedener Lehramtsstudiengänge sowie verschiedener Länder zum besseren Verständnis von Studienwahlentscheidungen bei. Studiengangübergreifende Vergleiche, die über Lehramtsstudiengänge hinausgehen und Studienwahlmotive mittels reliabler Fragebogenskalen erfassen, sind jedoch kaum zu finden. Für den vorliegenden Beitrag wurde deshalb durch Adaption bestehender Instrumente ein Fragebogen zur studiengangübergreifenden Erhebung von Studienwahlmotiven entwickelt und von 690 Bewerberinnen und Bewerbern auf insgesamt 13 verschiedene Studiengänge bearbeitet. Es zeigt sich, dass sich die sechs Studienwahlmotive fachliche Fähigkeitsüberzeugung, fachliches Interesse, berufliches Interesse, gesellschaftlicher Wert des Studiums, persönliche Nützlichkeit und geringe Schwierigkeit des Studiums auch studiengangübergreifend reliabel (Cronbachs α > .69) erfassen lassen und dass sich Bewerberinnen und Bewerber auf verschiedene Studiengänge signifikant in diesen Studienwahlmotiven unterscheiden ( p ≤ 0.003). Insbesondere zeigt sich, dass das Studienwahlmotiv Fachinteresse bei Bewerberinnen und Bewerbern auf ein Lehramtsstudium niedriger als in anderen Studienganggruppen ausfällt (Cohens d = –0.45), und dass alle anderen erhobenen Studienwahlmotive bei Bewerberinnen und Bewerbern auf ein Lehramtsstudium am höchsten ausgeprägt sind – mit großen Effekten bei beruflichem Interesse ( d = 1.39) und der persönlichen Nützlichkeit ( d = 1.07) sowie mittleren Effekten in der fachlichen Fähigkeitsüberzeugung ( d = 0.56) und dem gesellschaftlichen Wert des Studiums ( d = 0.47). Eine personenzentrierte Betrachtung von Studienwahlmotiven über Motivprofile verdeutlicht darüber hinaus, dass für die Entscheidung für ein Lehramtsstudium vor allem das Zusammenspiel verschiedener (nicht nur inhaltlich fachlich begründeter) Studienwahlmotive relevant ist, wohingegen in einigen nicht lehramtsspezifischen Studiengängen insbesondere fachliche Interessen überwiegen. Die Ergebnisse werden mit Blick auf bisherige Forschungsergebnisse und ihre mögliche Relevanz für die praktische Ausgestaltung von universitären Lehrveranstaltungen diskutiert.