ZusammenfassungDie hochauflösende optische Kohärenztomografie (OCT) als nicht-invasives und rasch anwendbares bildgebendes Verfahren zur Untersuchung und Quantifizierung neuro-axonalen Schadens an der Netzhaut hat in den letzten Jahren zunehmend Eingang in die klinische Forschung inclusive interventioneller Studien in der Neurologie, v. a. auf dem Gebiet entzündlicher Erkrankungen, gefunden. Aktuell ist die OCT in der Lage, die Schädigung bzw. Veränderung verschiedener Netzhautschichten (z. B. der Nervenfaserschicht, der Ganglionzellschicht oder der inneren Körnerschicht) bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen wie Optikusneuritis, Multiple Sklerose, Neuromyelitis optica, Susac-Syndrom aber auch primär neurodegenerativen Erkrankungen wie M. Parkinson, M. Alzheimer oder spinozerebellären Ataxien darzustellen. In vielen Fällen konnte eine gute Korrelation zwischen mit der OCT quantifizierter struktureller Netzhautschädigung und funktionellen visuellen Beeinträchtigungen inclusive der visuellen Lebensqualität gezeigt werden, was die klinische Relevanz der OCT-Befunde unterstreicht. Ob diese neue bildgebende Technologie Eingang in die klinische Routine-Diagnostik finden wird und für die Diagnostik und Verlaufsbeurteilung individueller Patienten geeignet ist, wird aktuell intensiv erforscht. Dieser Artikel beschreibt die Grundzüge der OCT-Technologie und die wichtigsten OCT-Befunde in Assoziation mit funktionellen Visusbefunden mit einem Schwerpunkt auf den entzündlichen Erkrankungen, für die bislang die meisten Daten vorliegen. Schließlich wird der mögliche zukünftige Einsatz in klinischen Studien und der klinischen Routine diskutiert.