Zusammenfassung
Hintergrund
Polypharmazie und arzneimittelbezogene Probleme (AbP) stellen eine große Herausforderung bei der Betreuung und Behandlung von Pflegeheimbewohner*innen dar. Viele Interventionsstudien zeigen enttäuschende Ergebnisse, wodurch sich die Frage stellt, ob dies auch an der Auswahl der Zielparameter liegen könnte.
Material und Methoden
Mithilfe eines Routinedatensatzes aus 6 Langzeitpflegeeinrichtungen soll retrospektiv geprüft werden, ob der kürzlich validierte Medication Risk Score (MERIS) geeignet ist, in einer Population von Pflegeheimbewohner*innen eine Risikoeinschätzung vorzunehmen. Geprüft wurden Assoziationen zwischen MERIS und den abhängigen Variablen Klinikeinweisungen und Stürze über 12 Monate sowie ein Gewichtsverlust ≥ 5 % pro 3 Monate.
Ergebnisse
Von 495 Bewohner*innen weisen gemäß MERIS 38,6 % (n = 191) eine hohes Risiko für AbP auf. Eine univariate Regressionsanalyse erbrachte bei hohem MERIS ein signifikant erhöhtes Risiko für Krankenhauseinweisungen (OR 2,2; p < 0,001) und einen Gewichtsverlust ≥ 5 % pro 3 Monate (OR 1,95; p = 0,041), jedoch keine signifikante Assoziation mit Stürzen. In der multivariaten Regression steigt das Risiko für eine Krankenhauseinweisung mit einem Diabetes mellitus (OR 1,88; p = 0,004), erfolgtem Sturz im selben Zeitraum (OR 1,91; p = 0,001), positivem MERIS (OR 1,75; p = 0,006) und sinkt bei stabileren Gewichtsverläufen (OR 0,88; p = 0,004).
Diskussion
Die Ergebnisse deuten das Potenzial des Scores für zukünftige Forschungsprojekte und die individuelle Risikoeinschätzung an. Aufgrund der Einschränkungen bei retrospektiven Sekundäranalysen bedarf es aber weiterer Studien.